Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/835: Maddalone hilflos - Tyson Fury zeigt sich wiederum verbessert (SB)




Britischer Schwergewichtler bleibt weiter ungeschlagen

Wenngleich David Haye und Dereck Chisora ihr hoch aufgeladenes Duell am kommenden Samstag in London nicht nur herbeigeredet, sondern regelrecht herbeigeprügelt haben, bleibt Tyson Fury der britische Schwergewichtsboxer mit der vielversprechendsten Prognose. Haye hatte seine Karriere bereits für beendet erklärt und kehrt nun zurück, um noch einmal ein Ausrufezeichen zu setzen und abzukassieren, Chisora hat bereits gegen Fury den kürzeren gezogen. Der in 19 Profikämpfen ungeschlagene Riese erteilte soeben im westenglischen Clevedon dem US-amerikanischen Routinier Vinny Maddalone eine Lektion und unterstrich dabei seinen Anspruch, sich im Kreis der aufstrebenden europäischen Akteure der Königsklasse zu etablieren.

Maddalone, den eine Bilanz von 35 Siegen und acht Niederlagen als erfahrenen Aufbaugegner ausweist, ist gewiß kein Boxer von Weltklasse. Der erst 24 Jahre alte Fury machte indessen seine Sache gut und dominierte den Gegner von Beginn an. Der Brite zeigte sich technisch und taktisch weiter verbessert, arbeitete fleißig mit dem linken Jab und ließ des öfteren seine gefährliche Rechte folgen. Er boxte nicht nur behender, sondern auch wesentlich variabler als Maddalone, der kaum mehr als seinen rechten Schwinger aufzubieten hatte und damit sein Ziel zumeist verfehlte.

Fury, der sich in erstklassiger körperlicher Verfassung präsentierte und mit 111,4 kg das geringste Gewicht seiner Karriere auf die Waage gebracht hatte, schlug in der dritten Runde vermehrt zum Körper, was seinem Gegner sichtlich zu schaffen machte. Im folgenden Durchgang glänzte der Brite mit Kombinationen zum Kopf und Körper Maddalones. Der US-Amerikaner trug durch diese Treffer eine Rißwunde unter dem linken Auge davon, die ihn zusätzlich beeinträchtigte und seine Gegenwehr schwächte. Mit zwei Uppercuts und einem linken Haken setzte Fury dem Kontrahenten dann in der fünften Runde so heftig zu, daß Ringrichter Ian John Lewis den schwer angeschlagenen Vinny Maddalone, der kaum noch zur Gegenwehr fähig war, aus dem Kampf nahm.

Berücksichtigt man, daß der US-Amerikaner mit namhaften Gegnern wie Denis Boitsow und Jean Marc Mormeck über volle zwölf Runden gegangen war, kann man Tyson Fury um so mehr eine sehr solide Vorstellung attestieren. Wie der Sieger im anschließenden Interview berichtete, sei ihm frühzeitig klargeworden, daß das vorzeitige Ende nur eine Frage der Zeit war. Maddalone habe zahlreiche schwere Treffer eingesteckt, so daß der Abbruch gerechtfertigt und vernünftig gewesen sei. Nun fühle er sich bereit, gegen jeden Schwergewichtler der Welt anzutreten, gleich ob es Amerikaner oder die Klitschkos seien. Auch vor Tomasz Adamek habe er keine Angst, da dieser zu klein für ihn sei und er sich zutraue, den Polen sogar vorzeitig zu besiegen.

Furys Promoter Mick Hennessy mochte die Aussagen seines Boxers nicht in jeder Hinsicht unterschreiben. Was dieser in der Euphorie des Sieges zu Tomasz Adamek gesagt hatte, fiel bei Hennessy allerdings auf fruchtbaren Boden, der sich dieses Duell in England oder den USA sehr gut vorstellen kann. Was jedoch die Klitschkos betrifft, rät der Promoter vorerst zur Zurückhaltung. Schließlich sei Fury noch jung und solle daher in Ruhe einen Kampf nach dem andern machen. Man könne mit der Leistung gegen Maddalone sehr zufrieden sein und arbeite sich langsam aber sicher auf die Klitschkos zu.

Das ukrainische Brüderpaar hat den aufstrebenden Briten längst ins Visier genommen und bereits im vergangenen Jahr seinen Namen ins Spiel gebracht. Tyson Fury wäre jedoch trotz seiner Fortschritte noch immer Kanonenfutter für die Klitschkos und ist daher gut beraten, nichts zu überstürzen. Im Gegensatz zum Gros seiner Zunftkollegen zeichnete er sich in der Vergangenheit durch die Besonnenheit aus, sich nicht von der Hoffnung auf frühen Ruhm und schnelles Geld blenden und vorzeitig von den Weltmeistern verheizen zu lassen. In jüngerer Zeit schien er allerdings umzuschwenken und die Klitschkos auf direkterem Weg als ursprünglich geplant anzupeilen. Inzwischen spricht viel dafür, daß ein solcher Kampf bereits im nächsten Jahr kommen wird - zu früh für Tyson Fury, um dem Schicksal diverser anderer Kandidaten zu entgehen, die von den Klitschkos gelockt und vor ihrer Blüte ausgerissen wurden.

9. Juli 2012