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MELDUNG/645: Rotation der Titelträger im hochklassigen Supermittelgewicht (SB)



Ein halbes Dutzend gleichwertiger Akteure sorgt für Spannung

Am 14. April 2012 verteidigt Weltmeister Robert Stieglitz den Titel der WBO im Supermittelgewicht im Kopenhagener Parken-Stadion gegen Mikkel Kessler. Der Kampf sollte ursprünglich bereits am 5. November in der dänischen Hauptstadt ausgetragen werden, doch mußte der Herausforderer absagen, nachdem er sich beim Sparring einen Finger gebrochen hatte. Einen neuen Termin zu finden war nicht einfach, da neben dem Stadionbetreiber auch die übertragenden Sender ARD, TV2 aus Dänemark und Showtime in den USA unter einen Hut gebracht werden mußten.

Während die Bilanz des Dänen, der bei Sauerland Event unter Vertrag steht, 44 Siege und zwei Niederlagen aufweist, kann der Champion aus dem Magdeburger Boxstall SES mit 40 gewonnenen und zwei verlorenen Kämpfen aufwarten. Wie Kessler in einer Pressemitteilung berichtete, schreite der Heilungsprozeß gut voran. Er habe sich stets in Form gehalten und könne in absehbarer Zeit das Training wieder aufnehmen. Da er seinen Fans versprochen habe, sie für die Absage des Novemberkampfs zu entschädigen, werde er ihnen im April eine erstklassige Vorstellung bieten.

Promoter Kalle Sauerland kündigt ein glänzendes Jahr 2012 für Mikkel Kessler an, der durch einen Sieg über Robert Stieglitz WBO-Champion werden und danach gegen den Sieger des Super-Six-Turniers antreten möchte. Bei dessen Finale treffen am 17. Dezember in Atlantic City der britische WBC-Weltmeister Carl Froch und WBA-Superchampion Andre Ward aus den USA aufeinander. Wer aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht, hat also zwei Gürtel in seinem Besitz und darf sich vorerst bester Boxer im Supermittelgewicht nennen. Das will Kessler nicht gelten lassen, der im Turnier zunächst den WBA-Titel an Andre Ward verloren und sich dann durch einen knappen Punktsieg gegen Carl Froch den WBC-Gürtel gesichert hatte. Nachdem eine Verletzung am Auge den Dänen zum vorzeitigen Rückzug aus dem Turnier zwang, wurde der WBC-Titel vakant, den sich der Brite im Kampf gegen den Berliner Arthur Abraham sicherte.

Außerdem macht auch der in Kanada lebende IBF-Weltmeister Lucian Bute seine Ansprüche geltend, der nicht am Turnier teilgenommen hat. Froch ließ bereits durchblicken, daß er zuerst Andre Ward besiegen und dann gegen Bute antreten wolle, da er kein zweites Mal mit Kessler in Dänemark boxen werde, während er gerne in England Revanche für die seines Erachtens ungerechtfertigte Niederlage bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nehmen würde. Andererseits will Promoter Kalle Sauerland nichts dem Zufall überlassen und dem Turniersieger das höchstdotierte Angebot machen, das es je in dieser Gewichtsklasse gegeben habe. Dann könne es im Kopenhagener Stadion, das sich ohne weitere Werbekosten wie von selbst bis auf den letzten Platz füllen werde, zum Kampf gegen Mikkel Kessler kommen. Wem angesichts dieser verwirrenden Geschichte um ständig den Besitzer wechselnde Titel und alternierende Perspektiven längst der Kopf raucht, weiß jedenfalls soviel: Das Supermittelgewicht zählt gegenwärtig zu den am stärksten besetzten und mithin attraktivsten Gewichtsklassen, da gut ein halbes Dutzend nahezu gleichwertiger Akteure auf höchstem Niveau kämpft.


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Brandon Rios kündigt Yuriorkis Gamboa Probleme an

Irgendwann im Frühjahr 2012 treffen WBA-Weltmeister Brandon Rios und der Kubaner Yuriorkis Gamboa im Leichtgewicht aufeinander. Eigentlich wollte Rios seinen Titel am 3. Dezember gegen John Murray verteidigen und danach ins Halbweltergewicht aufsteigen. Die Absicht Gamboas, sich mit ihm zu messen, gab jedoch den Ausschlag, den Wechsel in die höhere Gewichtsklasse zu verschieben. Während Rios also auf Dauer zu schwer für das Leichtgewicht ist, hat der Kubaner bislang im zwei Klassen tieferen Federgewicht geboxt.

Daher wundert sich der 26jährige Kalifornier nach eigenen Angaben schon, daß Gamboa nicht einmal versucht, im dazwischenliegenden Superfedergewicht anzutreten, und ihn direkt herausgefordert habe. Dagegen sei nichts einzuwenden und so habe er seinem Manager Cameron Dunkin sofort grünes Licht gegeben, dem Vorhaben zuzustimmen. Der Kubaner könne sich auf etwas gefaßt machen, denn das Leichtgewicht gehöre Brandon Rios. Er sei nur deswegen die Nummer zwei in diesem Limit, weil Juan Manuel Marquez noch nicht gegen ihn gekämpft habe, erklärte der US-Amerikaner selbstbewußt. Gamboa werde allergrößte Probleme bekommen, seinem Druck standzuhalten, kündigte der in 28 Profikämpfen ungeschlagene Titelverteidiger seinem Gegner eine Niederlage an.

Allerdings hat der Kubaner aus dem Arena-Boxstall seine 21 Auftritte ausnahmslos gewonnen und inzwischen mit Emanuel Steward einen Trainer von Weltklasse in seiner Ecke sowie den renommierten Co-Promoter Top Rank im Rücken. Gamboa war zeitweise Weltmeister zweier Verbände im Federgewicht und hat diese Titel nicht im Ring verloren. Er verfügt laut Steward über eine phänomenale natürliche Koordination, während Rios ein außerordentlich willensstarker Boxer sei, der ihn in seiner Zielstrebigkeit an die alten Zeiten erinnere. Diese Konstellation verspricht einen hochklassigen und spannungsgeladenen Kampf um die Vorherrschaft im Leichtgewicht.

20. November 2011