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MELDUNG/630: Geduld ist keine neue Tugend Hasim Rahmans (SB)



Veteran des Schwergewichts wartet auf Alexander Powetkin

Wer wie der frühere Schwergewichtsweltmeister Hasim Rahman 59 Kämpfe bestritten hat und seit Jahren als Titelaspirant nie endgültig abgeschrieben war, dürfte keine Probleme damit haben, noch einige Monate länger auf seine nächste Chance zu warten. Geduld ist in der Königsklasse des professionellen Boxsports grundsätzlich eine Tugend, die sich angesichts einer langjährigen Dominanz der Brüder Klitschko auszahlt. Allerdings muß man an dieser Stelle anmerken, daß sich die Schwergewichtsszene schon vor der Ära der ukrainischen Champions durch eine ausgeprägte Stagnation auszeichnete, die den Aufstieg der Klitschkos zweifellos begünstigt hat.

Da der 38jährige Rahman die Weltrangliste der WBA anführt, galt er geraume Zeit als aussichtsreichster Kandidat für einen Kampf gegen Alexander Powetkin, den regulären Weltmeister dieses Verbands. Dem Vernehmen nach stellte der US-Amerikaner jedoch Gagenforderungen, die zu erfüllen Powetkins Promoter Sauerland Event nicht bereit war. Aus diesem Grund trifft der Russe bei seiner ersten Titelverteidigung am 3. Dezember in Helsinki nun auf Cedric Boswell, dessen Bilanz von 35 Siegen und einer Niederlage Qualitäten suggeriert, die das tatsächliche Können des Herausforderers übersteigen dürften. Zwar hat Powetkin erst 22 Profikämpfe bestritten, doch nicht von ungefähr alle gewonnen und überdies mit Teddy Atlas einen renommierten Trainer, der ihn nach einem zwischenzeitlichen Leistungsabfall behutsam wieder aufgebaut hat.

Hasim Rahman kann daher in aller Ruhe abwarten, wie sein Landsmann in der finnischen Hauptstadt unter die Räder kommt, um im nächsten Schritt seine Ansprüche auf einen Titelkampf geltend zu machen. Er mache sich überhaupt keine Sorgen, bekräftigt der US-Veteran denn auch, zumal er laut eigenen Angaben einen Brief der WBA in der Tasche hat, dem zufolge der Russe seinen Gürtel bis spätestens 27. Februar gegen ihn verteidigen muß.

Sorgen sollte sich der Exweltmeister allerdings um seine körperliche Verfassung machen, da er bei seinem letzten Kampf im Juni ein Rekordgewicht von 128,8 kg auf die Waage brachte. Bloße Massivität wird nicht ausreichen, um den für einen Schwergewichtler schnellen und wendigen Powetkin vor ernsthafte Probleme zu stellen. Daher kündigt Rahman an, er werde sich bei dem erhofften Titelkampf in erheblich besserer Form präsentieren. Da es sich um die letzte Chance seiner Karriere handeln dürfte, werde er in der Vorbereitung alles daransetzen, ein drittes Mal Weltmeister zu werden.

Rahman hat seit seiner Niederlage gegen Wladimir Klitschko im Jahr 2008 fünf Aufbaukämpfe bestritten und durchweg vorzeitig gewonnen. Wenngleich seine Bilanz von 50 Siegen, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden davon zeugt, daß er den Zenit seines Könnens schon vor geraumer Zeit überschritten hat, müßte Powetkin angesichts der Erfahrung des US-Amerikaners auf der Hut sein. Andererseits hat Rahman in diesem Jahr nur ein einziges Mal im Ring gestanden und dabei nicht gerade durch erstklassige Form geglänzt. Rahmans letzte fünf Gegner brachten es zusammengerechnet auf 128 Siege, 65 Niederlagen und zwei Unentschieden, so daß er sich statistisch gesehen in jüngerer Zeit nur mit Kontrahenten weit unterhalb der Weltspitze gemessen hat. Er konnte an die Führungsposition der WBA-Rangliste vorrücken, nachdem Ruslan Tschagajew und Alexander Powetkin am 27. August in Erfurt um den vakanten Gürtel gekämpft hatten. Durch seinen verdienten Punktsieg sicherte sich der Russe damals den regulären Titel der WBA, als deren Superchampion Wladimir Klitschko freilich über ihm rangiert.


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Tsaurbek Baisangurow und Lukas Konecny handelseinig

Dem 33jährigen Tschechen Lukas Konecny, der beim Magdeburger Boxstall SES unter Vertrag steht, winkt die Chance, Weltmeister im Halbmittelgewicht zu werden. Nach der umstrittenen Niederlage gegen den Ukrainer Sergei Dsindsiruk im Jahr 2008 hat Konecny sich mit elf Siegen in Folge, darunter zwei erfolgreichen Titelverteidigungen als Europameister, wieder an die Spitze herangearbeitet. Die Promoter SES und K2 haben sich auf einen Kampf zwischen WBO-Champion Tsaurbek Baisangurow und dem Tschechen geeinigt, der im Februar 2012 in Moskau, Grosny oder Kiew über die Bühne gehen soll. Während der Weltmeister 26 Auftritte gewonnen und nur einen verloren hat, stehen für den Herausforderer 47 Siege und drei Niederlagen zu Buche.

Da Sergei Dsindsiruk die anberaumte Revanche gegen Lukas Konecny verletzungsbedingt absagen mußte, ernannte die WBO ihren Interimschampion Baisangurow zum regulären Weltmeister im Halbmittelgewicht. Dieser unterlag in seiner Karriere lediglich dem aktuellen IBF-Weltmeister Cornelius Bundrage, der sich 2008 überraschend durch Knockout gegen ihn durchgesetzt hatte. Baisangurow und Konecny haben beide mit Hussein Bayram im Ring gestanden, worüber man eine Art Fernvergleich anstellen könnte. Während sich Baisangurow 2008 nur ganz knapp gegen den Franzosen behaupten konnte, fiel Konecnys Punktsieg in diesem Jahr klar und eindeutig aus. Der Sieger des nun fest vereinbarten Titelkampfs muß sich Exweltmeister Sergei Dsindsiruk stellen, der 37 Siege bei nur einer Niederlage vorzuweisen hat.

3. November 2011