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MELDUNG/346: WBO überprüft Wertung des Kampfs zwischen Huck und Lebedew (SB)



Manager des Herausforderers hat Einspruch eingelegt

Nach dem knappen Punktsieg Marco Hucks gegen Denis Lebedew in der Berliner Max-Schmeling-Halle stand die Frage im Raum, in welchem Umfang der Weltmeister im Cruisergewicht aus dem Sauerland-Boxstall vom Heimvorteil und dem Bonus des Titelverteidigers begünstigt worden war. Selbst im Lager des Champions räumte man ein, daß eine Wertung zugunsten des russischen Herausforderers durchaus im Bereich des Möglichen gelegen habe.

Die endgültige Entscheidung dürfte jedoch gefallen sein, da ein nachträglicher Protest gegen das Urteil der Punktrichter nur in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt ist. Aufgehoben wird das zunächst festgelegte Ergebnis in aller Regel nur dann, wenn während des Kampfs ein schwerwiegender Fehler gemacht wurde. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Ringrichter eine kampfentscheidende Verletzung falsch eingestuft hat.

Dennoch hat Lebedews Manager Wladimir Hrijunow Einspruch gegen die Wertung des Kampfs eingelegt. Seinen Angaben zufolge nimmt die World Boxing Organization (WBO) das Punkturteil noch einmal eingehend unter die Lupe und hat bereits Videobänder sowie andere wichtige Dokumente angefordert. Wie Hrijunow erklärte, hätten viele Medienvertreter wie auch einige Boxer anerkannt, daß Denis Lebedew den Kampf gewonnen habe. Zugleich unterstrich der Manager des Russen, daß sein Boxer bei der WBO nach wie vor Pflichtherausforderer des Weltmeisters sei.


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Adamek und Peter streiten um die Börse

Nachdem die International Boxing Federation (IBF) einen Ausscheidungskampf im Schwergewicht anberaumt hat, müssen Tomasz Adamek und Samuel Peter untereinander ausmachen, wer Weltmeister Wladimir Klitschko herausfordern darf. Der Ukrainer ist bekanntlich Champion der IBF wie auch der WBO sowie der unbedeutenderen IBO. Wie Adameks Promoter Ziggy Rozalski nun mit offensichtlicher Verärgerung mitgeteilt hat, gestalten sich die Verhandlungen mit dem Management des Gegners problematisch. Zankapfel ist wie so oft die Höhe der Börse, wobei der Nigerianer offenbar 50 Prozent der gesamten Einnahmen verlangt, was man im Lager des Polen für überzogen hält.

Rozalski bediente sich gegenüber der polnischen Website "Sport" der drastischen Worte, sein Boxer sei bereit, "gegen Godzilla oder King Kong zu kämpfen". Man habe Peter 150.000 Dollar angeboten, doch der verlange die Hälfte aller Einnahmen einschließlich der weltweiten Fernsehgelder. Der Nigerianer sei der Ansicht, er habe Fans auf der ganzen Welt, besonders in den Ländern Südafrika, Nigeria und Bulgarien, der Heimat seines Managers Ivailo Godsev. Die bulgarischen Einnahmen könne er komplett haben, lästerte Adameks Promoter. Letztendlich wird natürlich keiner der beiden Boxer freiwillig darauf verzichten, mit Wladimir Klitschko in den Ring zu steigen. Doch bis es zum Ausscheidungskampf kommt, dürften noch Wochen zäher Verhandlungen ins Land gehen.


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Gennadi Golowkin drückt aufs Tempo

Gennadi Golowkin, der Mitte Dezember den Titel der WBA im Mittelgewicht durch einen Sieg über Nilson Tapia aus Panama erstmals erfolgreich verteidigt hat, drängt darauf, so schnell wie möglich für klare Verhältnisse zu sorgen. In der Tat ist die aktuelle Situation gelinde gesagt kurios. Während der 28 Jahre alte Kasache als regulärer Titelträger dieses Verbands geführt wird, hat Felix Sturm den Status des Superchampions und der Franzose Hassan N'Dam N'Jikam jenen eines Interimsweltmeisters. Die World Boxing Association ist Vorreiter der um sich greifenden Unsitte, die Titel exzessiv zu diversifizieren, um das schrumpfende Geschäft künstlich aufzublasen.

Die WBA hat eine Versteigerung des Kampfs zwischen Golowkin und N'Dam N'Jikam zum 30. Januar angesetzt, was dem Kasachen jedoch viel zu lange dauert. Er möchte bereits am 18. Januar und damit nur einen Monat nach seinem letzten Auftritt in Berlin boxen und hat dem Franzosen dafür 100.000 Dollar angeboten, dessen Zusage jedoch noch aussteht.

Zudem hat das Lager Golowkins auch dem Interimsweltmeister des WBC, Sebastian Zbik, ein Angebot für einen Kampf in New York unterbreitet. Der Mittelgewichtler aus dem Hamburger Universum-Boxstall wartet seit einer halben Ewigkeit auf die Chance, endlich regulärer Weltmeister im Mittelgewicht zu werden. Da er in den USA ein unbeschriebenes Blatt ist, wird er seit geraumer Zeit aufs Abstellgleis geschoben.

29. Dezember 2010