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MELDUNG/264: Höhepunkte der kommenden Wochen im Überblick (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe


16. Oktober: Vitali Klitschko gegen Shannon Briggs

Vitali Klitschko verteidigt seinen WBC-Titel im Schwergewicht in der Hamburger o2 World gegen Shannon Briggs. Damit kehrt der Ukrainer nach elf Jahren zu einem Auftritt in die Hansestadt zurück, wo er seinen dreizehnten Kampf um die Weltmeisterschaft bestreitet. Der 39jährige hat bei 40 seiner 42 Kämpfe den Ring als Sieger verlassen. Das Duell mit Briggs ist die fünfte Titelverteidigung Klitschkos seit seinem Comeback im Oktober 2008, bei dem er Samuel Peter den Gürtel abnahm. Danach besiegte er den Kubaner Juan Carlos Gomez, der damals beim Arena-Boxstall unter Vertrag stand, und den US-Amerikaner Cristobal Arreola vorzeitig, worauf er Kevin Johnson nach Punkten bezwang. Zuletzt verteidigte er seinen Titel am 29. Mai in der Gelsenkirchener Veltins-Arena mit einem K.o.-Sieg in der zehnten Runde erfolgreich gegen den Polen Albert Sosnowski.

Der 38 Jahre alte Shannon Briggs aus New York, der an Nummer acht der WBC-Rangliste notiert wird, hat bislang 51 Profikämpfe gewonnen (davon 45 durch K.o.), fünf verloren und einen unentschieden beendet. International bekannt wurde Briggs 1997 durch einen fragwürdigen Punktsieg gegen George Foreman, der ihm den Weg zu einem Titelkampf öffnete. Im März 1998 brachte er in Atlantic City den damaligen WBC-Weltmeister Lennox Lewis anfangs in große Schwierigkeiten, verlor jedoch im fünften Durchgang durch Knockout. Durch einen K.o.-Sieg in der letzten Sekunde seines Kampfs gegen den Weißrussen Sergej Liachowitsch wurde er im November 2006 Champion der WBO, doch entthronte ihn Sultan Ibragimow im Juni 2007 bereits bei der ersten Titelverteidigung.

Nach dieser deprimierenden Niederlage legte Briggs eine Pause von zweieinhalb Jahren ein, bevor er wieder in den Ring zurückkehrte. Im Dezember 2009 besiegte er Marcus McGee in der ersten Runde, wurde aber positiv auf eine verbotene Substanz getestet. Er willigte ein, den Kampf "ohne Wertung" zu verbuchen, und wurde im Gegenzug von der New Yorker Boxkommission nur kurz suspendiert und mit einer milden Geldstrafe belegt. Darauf folgten zwei Siege, wobei er zuletzt am 28. Mai gegen seinen Landsmann Rob Calloway einen vorzeitigen Erfolg feiern konnte.


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23. Oktober: Timo Hoffmann gegen Alexander Petkovic

Im Rahmen einer Veranstaltung des Magdeburger Boxstalls SES in Riesa kämpft Timo Hoffmann um die Europameisterschaft nach Version der WBO, die derzeit vakant ist. Er trifft dabei auf den aus München stammenden ehemaligen Cruisergewichtler Alexander Petkovic, der als technisch versiert gilt, seine besten Zeiten allerdings in der früheren Gewichtsklasse erlebt hat. Dort war er 2003 in einem Kampf um die Weltmeisterschaft nur knapp an Johnny Nelson gescheitert. Der Münchner ist gut zehn Zentimeter kleiner, aber mit Dreißig immerhin fünf Jahre jünger als sein körperlich überlegener Kontrahent.

Sollte es Timo Hoffmann gelingen, Petkovic zu besiegen, könnte er in der WBO-Rangliste ein Stück nach vorn rücken und sich womöglich sogar noch einmal für höhere Aufgaben empfehlen. In der Vergangenheit ist er dreimal beim Versuch gescheitert, Europameister im Schwergewicht zu werden. Im November 2000 unterlag er in Hannover im Kampf um die vakante Europameisterschaft Vitali Klitschko klar nach Punkten, wobei er sich zugute halten kann, neben dem US-Amerikaner Kevin Johnson der einzige Boxer zu sein, der mit dem älteren Klitschko über volle zwölf Runden gegangen ist. Im März 2004 reichte es in Berlin gegen den damaligen Europameister Luan Krasniqi aus dem Universum-Boxstall nur zu einem Unentschieden, und im Jahr darauf verlor Hoffmann bei seinem dritten Kampf um den europäischen Titel gegen den Italiener Paolo Vidoz mit 1:2 Punktrichterstimmen.


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30. Oktober: Sebastian Sylvester gegen Mahir Oral

Weltmeister Sebastian Sylvester aus dem Sauerland-Boxstall verteidigt den IBF-Titel im Mittelgewicht in der Rostocker Stadthalle gegen Mahir Oral. Für den 30 Jahre alten Greifswalder, der erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder in Rostock antritt, ist dieses Duell die dritte Titelverteidigung.

Mahir Oral aus dem Arena-Boxstall mußte sich in 32 Profikämpfen erst zweimal geschlagen geben. In seinem bislang einzigen Kampf um die Weltmeisterschaft unterlag er im Juni 2009 Artur Abraham nach heftiger Gegenwehr durch technischen K.o. in der zehnten Runde. In der WBC-Rangliste wird der 30jährige an sechster Stelle und bei der IBF an Nummer zehn geführt. "Vor dem Abraham-Kampf hatte ich nur fünf Wochen Zeit zur Vorbereitung. Das war viel zu wenig. Ich bin seit meinem Trainerwechsel stärker geworden", berichtet Oral. "Bülent Basar hat schon mit vielen erfahrenen Trainern zusammengearbeitet und sich somit meinen Respekt verdient. Wir werden einige Überraschungen für Sylvester parat haben."

"Oral hat Nehmerqualitäten", hob Sylvester die Vorzüge seines Gegners hervor. "Gerade in den ersten Runden gegen Arthur Abraham, der ja bekanntlich sehr schlagkräftig ist, hat man im letzten Jahr gesehen, auf welchem Niveau Mahir Oral boxen kann. Da es damals mit dem Titel nicht klappte, wird er gegen mich bis zum Umfallen kämpfen, das weiß ich. Deshalb stelle ich mich auch auf einen äußerst spektakulären Schlagabtausch ein." Oral habe schon mit sehr starken Gegnern im Ring gestanden. "Aber ich bin sicher, daß der Titel bei mir bleiben wird", fügte der Greifswalder hinzu. In Mecklenburg-Vorpommern stehe das Publikum wie eine Wand hinter ihm. Deshalb beschäftige er sich gar nicht erst damit, daß er verlieren könne.


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13. November: David Haye gegen Audley Harrison

WBA-Weltmeister David Haye verteidigt seinen Titel im Schwergewicht vor 19.000 Zuschauern in der MEN Arena in Manchester gegen seinen Landsmann Audley Harrison. Die beiden waren einst Freunde und Trainingspartner, doch gilt ihr Verhältnis seit geraumer Zeit als zerrüttet. Der bedeutendste Schwergewichtskampf auf der britischen Insel seit Lennox Lewis 1993 in Cardiff gegen Frank Bruno antrat, hat einen klaren Favoriten. In der "Battle of Britain" rechnet man mit einem frühen Sieg des "Haymakers", da Harrison als Verlegenheitswahl des Weltmeisters gilt, der den Klitschkos weiterhin aus dem Weg geht. In England läßt sich der Novemberkampf jedoch ausgezeichnet vermarkten, so daß Haye auch in finanzieller Hinsicht auf seine Kosten kommt.

Der 29jährige hatte Nikolai Walujew den WBA-Titel im November 2009 abgenommen und die Trophäe im April gegen den Puertoricaner John Ruiz erfolgreich verteidigt. Mit 24 Siegen (22 K.o.) und einer Niederlage verfügt er für einen Weltmeister zwar noch nicht über allzu große Erfahrung, doch boxt er spektakulär und stets auf ein vorzeitiges Ende bedacht.

Audley Harrison gewann bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney die Goldmedaille, worauf man ihn als britische Schwergewichtshoffnung in den Himmel hob. Von diesem Anspruch überfordert, mußte er im Laufe seiner Karriere zahlreiche Rückschläge hinnehmen, so daß der 38jährige vor kurzem selbst in seiner Heimat mit 27 Siegen bei vier Niederlagen nur noch als zweite Wahl galt. Zuletzt besiegte er jedoch seinen Landsmann Michael Sprott durch einen Glückstreffer in der zwölften Runde und wurde damit Europameister. Er verteidigte diesen Titel nicht, sondern legte ihn nieder, um gegen David Haye die letzte Chance seiner Karriere zu wahren, noch einmal für Furore zu sorgen.


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13. November: Manny Pacquiao gegen Antonio Margarito

Nach monatelangen Querelen scheint der nächste Kampf Manny Pacquiaos endlich gesichert zu sein. Der Philippiner trifft im Cowboy Stadium in Arlington auf Exweltmeister Antonio Margarito aus Mexiko, nachdem dieser von der texanischen Boxkommission eine Lizenz erhalten hat. In der Arena werden mehr als 70.000 Zuschauer erwartet, die das Duell um den vakanten WBC-Titel im Superweltergewicht miterleben wollen. Pacquiao ist derzeit Champion der WBO im Weltergewicht. Sollte er sich gegen den Mexikaner durchsetzen, wäre er Weltmeister in der achten Gewichtsklasse.

Während der Philippiner bei jedem Auftritt als Publikumsmagnet in Erscheinung tritt und zweifellos zum Feinsten gehört, was der Boxsport derzeit zu bieten hat, stand Margarito zuletzt im Zwielicht. Im Kampf gegen Shane Mosley am 24. Januar 2009 in Los Angeles hatte man bei dem Mexikaner manipulierte Handschuhe entdeckt, worauf die California State Athletic Commission wenige Tage später Boxer und Trainer wegen Verwendung einer unerlaubten Einlage die Lizenz entzog. Margarito hatte daraufhin vergeblich versucht, eine neue Lizenz in Kalifornien oder Nevada zu bekommen.


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27. November: Arthur Abraham gegen Carl Froch

Der abgesetzte Kampf des Super-Six-Turniers zwischen Arthur Abraham und Carl Froch, bei dem es um den Einzug ins Halbfinale geht, findet in Helsinki statt. Die Promoter Kalle Sauerland (Abraham) und Mick Hennessy (Froch) haben sich für diese Veranstaltung die große Hartwell Arena gesichert. Wegen einer Rückenverletzung des Briten mußte das ursprünglich für den 2. Oktober in Monaco geplante Duell verlegt werden.

Ebenfalls am 27. November sollen in den USA Andre Dirrell und Andre Ward um die Titel der Verbände WBA und WBC kämpfen. Allan Green, der eigentlich auf Mikkel Kessler treffen sollte, bekommt einen neuen Gegner. Da sich der Däne wegen einer Augenverletzung aus dem Turnier zurückgezogen hat, wurde der Jamaikaner Glen Johnson in das Teilnehmerfeld aufgenommen. In der Turnierwertung ist Andre Ward mit vier Punkten bereits für das Halbfinale qualifiziert. Dahinter liegen Arthur Abraham (3), Andre Dirrell (2) und Carl Froch (2).


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11. Dezember: Amir Khan gegen Rene Marcos Maidana

In Las Vegas geht ein Kampf über die Bühne, der zu einem der Höhepunkte dieses Jahres avancieren könnte. Der britische WBO-Champion im Halbweltergewicht, Amir Khan, trifft im Mandalay Bay Resort & Casino auf den Interimsweltmeister Rene Marcos Maidana aus Argentinien. Der in seiner Heimat überaus populäre Khan gilt als exzellenter Techniker und hat von seinen 24 Profikämpfen nur einen verloren. Eine einzige Niederlage weist auch das Konto des Argentiniers auf, der 30 Auftritte absolviert und 27 von ihnen vorzeitig gewonnen hat.

Der 27 Jahre alte Maidana hat seinen Interimstitel bereits dreimal erfolgreich verteidigt, wobei ihm William Gonzalez (K.o. in Runde 3), Victor Cayo (K.o. in Runde 6) und DeMarcus Corley (nach Punkten) unterlagen. Bei der ersten offiziellen Pressekonferenz in London erklärte der beim Hamburger Universum-Boxstall unter Vertrag stehende Argentinier, Khan laufe schon sehr lange vor ihm weg. Diese Flucht werde am 11. Dezember ein Ende haben: "Wenn wir in Las Vegas in den Ring steigen, werde ich ihm zeigen wie ein Champion kämpft."

Amir Khan verhielt sich auf der Pressekonferenz respektvoll, zeigte sich aber unbeeindruckt von der K.o.-Quote seines Gegners. Dieser habe vor dem Kampf sehr viel geredet, doch Worte würden ihm im Ring nicht weiterhelfen: "Ich werde am 11. Dezember allen beweisen, daß ich auf einem anderen Level boxe", verkündete der reguläre Weltmeister.

1. Oktober 2010