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MELDUNG/200: Mittelgewichtler Sebastian Zbik will Amerika erobern (SB)



Interimschampion träumt vom Glorienschein in der Ferne

Obgleich die Musik sportlicher Erfolge und finanzieller Erträge für zahlreiche Boxer europäischer Provenienz längst in Deutschland oder dessen Nachbarländern spielt, locken die Vereinigten Staaten aus karrierebedingten und mitunter auch traditionellen Gründen nach wie vor aus verheißungsvoller Ferne. Das gilt jedenfalls für den Schweriner Mittelgewichtler Sebastian Zbik, der Amerika erobern möchte: "Es wäre ein Traum, in Amerika zu boxen. Das haben bisher nur sehr wenige Deutsche geschafft. Ich wäre stolz, mich in diese Riege einreihen zu können", sagte der 28 Jahre alte Interimsweltmeister des World Boxing Council (WBC).

Der Mittelgewichtler ist am 31. Juli in Hamburg Hauptkämpfer bei der letzten "Universum Champions Night", die der renommierte Boxstall mit seinem scheidenden Fernsehpartner ZDF über die Bühne bringt. Der in 29 Profikämpfen ungeschlagene Zbik bekommt es dabei mit dem Argentinier Jorge Sebastian Heiland zu tun, der bei 16 Auftritten seine weiße Weste behalten hat. Gemessen an der Erfahrung sollte es der Südamerikaner sein, der seine erste Niederlage einstecken muß. Dieser ist zwar aktueller Latino-Champion, doch zeigt seine Notierung an vierzehnter Stelle der WBC-Rangliste, daß er bislang noch nicht zur ersten Garde dieser Gewichtsklasse gehört.

Andererseits sind argentinische Boxer dafür bekannt, daß sie eventuelle Nachteile durch robuste Kampfkraft zu kompensieren pflegen. Sebastian Zbik hat zusammen mit seinem Trainer Artur Grigorian Videoaufnahmen mit früheren Auftritten des Herausforderers aufmerksam studiert und kommt zu dem Schluß, daß Heiland auch diesmal versuchen wird, mit überfallartigen Angriffen die Oberhand zu gewinnen. Das werde dem Argentinier jedoch nicht gelingen, versichert der Interimsweltmeister. Heiland sei ungeschlagen, ungestüm, sehr aggressiv und mit tausendprozentigem Willen ausgestattet - eben ein typischer Argentinier, der nie aufgibt. Diesen Gegner dürfe man nicht unterschätzen.

In einem weiteren Titelkampf des Abends trifft Schwergewichtler Alexander Dimitrenko aus der Ukraine auf seinen Landsmann Jaroslaw Zaworotny. Dabei steht der Gürtel des Europameisters auf dem Spiel. Die Trophäe ist vakant, weil sich der bisherige Titelträger Audley Harrison aus England verletzt und ohnehin angekündigt hat, er wolle lieber WBA-Weltmeister David Haye herausfordern.

Mit von der Partie ist auch der ungarische Exweltmeister Karoly Balzsay, der nach zwei Niederlagen beim bevorstehenden Auftritt in seiner Wahlheimat Hamburg endlich wieder positive Akzente setzen will. Der frühere WBO-Champion im Supermittelgewicht hat 21 Kämpfe gewonnen und zwei verloren. Seinen französischen Kontrahenten Aziz Daari weist eine durchwachsene Bilanz als Aufbaugegner aus, der Balzsay fordern, aber nicht besiegen soll. Ausschließen kann man eine unvorhergesehene Panne freilich nie, weshalb der Ungar nicht leichtfertig zu Werke gehen darf. Er hatte seinen Gürtel ausgerechnet in Budapest an Robert Stieglitz aus dem Magdeburger Boxstall SES verloren und zuletzt in Sölden auch gegen seinen Teamkollegen Eddy Gutknecht den kürzeren gezogen. Jetzt will Balzsay, dem die Arbeit mit seinem neuen Trainer Michael Timm großen Spaß macht, noch einmal richtig angreifen.

Unbeschwerter kann sich Jack Culcay in Szene setzen, der in seiner jungen Profilaufbahn die hochgesteckten Erwartungen seines an Attraktionen nicht mehr allzu reichen Boxstalls nicht enttäuscht hat. Er ist in fünf Auftritten ungeschlagen und hat sich dabei alle Mühe gegeben, das Publikum mit einer offensiven und variablen Kampfesweise zu beeindrucken. Der Halbmittelgewichtler bekommt diesmal mit dem Rumänen Ionut Trandafir Ilie einen recht erfahrenen Gegner vorgesetzt, der dreizehn Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden in die Hansestadt mitbringt. "Das wird das nächsthöhere Level für mich sein. Aber ich freue mich auf diese Herausforderung", ist Culcay guten Mutes, auch diese Hürde elegant zu nehmen.

In den zurückliegenden acht Jahren der nun ausklingenden Zusammenarbeit mit dem ZDF hat die Universum Box-Promotion 19 neue Weltmeister hervorgebracht. Zum Abschied plant Promoter Klaus-Peter Kohl, den Abend in der o2-World vor großem Publikum festlich zu gestalten. So kosten die Eintrittskarten auf allen Plätzen nur 30 Euro, wobei die Hälfte der Einnahmen aus dem Kartenverkauf an die Hilfsorganisation "Ein Herz für Kinder" gespendet wird.

26. Juli 2010