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MELDUNG/144: Millionenvertrag des Senders RTL mit den Klitschkos (SB)



Unterdessen lästert Ahmet Öner über die Schwergewichtsszene

Vitali Klitschko, der seinen WBC-Titel im Schwergewicht heute abend in der Gelsenkirchener Veltins-Arena gegen den Polen Albert Sosnowski verteidigt, schließt dem Vernehmen nach gemeinsam mit seinem Bruder Wladimir einen neuen Vertrag mit dem Kölner Privatsender RTL ab, der den beiden Ukrainern für fünf Kämpfe insgesamt 15 Millionen Euro einbringt. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge soll der 38jährige Vitali Klitschko neben dem heutigen Kampf noch einen weiteren bestreiten, während für den vier Jahre jüngeren Wladimir Klitschko, der die Titel der Verbände WBO und IBF sowie der marginalen IBO in seinem Besitz hat, im Rahmen des Vertrags drei Auftritte vorgesehen sind.

Bislang ist geplant, daß Wladimir Klitschko im September oder Oktober die seit langem anstehende Pflichtverteidigung seines IBF-Titels gegen den Russen Alexander Powetkin aus dem Sauerland-Boxstall absolviert. Der nächste Pflichtherausforderer beim WBC wird im Duell zwischen Nikolai Walujew und dem Kubaner Odlanier Solis aus dem Arena-Boxstall ermittelt. Im Raum steht für die Klitschkos nicht zuletzt der vierte und letzte relevante Gürtel im Schwergewicht. Der 29 Jahre alte Brite David Haye hält den Titel der WBA und behauptet, er wolle liebend gern gegen die Ukrainer antreten, um sich seinerseits alle vier Trophäen zu sichern.

Unterdessen nahm Promoter Ahmet Öner die Gelegenheit wahr, den Niedergang der Schwergewichtsszene zu beklagen und nicht zuletzt für seine eigenen Boxer zu werben. Wie er auf der Internetseite des Arena-Boxstalls schreibt, hätten die gegenwärtigen Darbietungen in der einstigen Königsklasse nichts mehr mit den großen Zeiten eines Muhammad Ali, George Foreman, Mike Tyson oder Lennox Lewis gemein. Obgleich die Klitschkos stark seien, profitierten sie auch von der Schwäche der Konkurrenz. So wäre ein Kampf zwischen Vitali und Sosnowski früher allenfalls im Vorprogramm einer richtigen Weltmeisterschaft ausgetragen worden. Nicht ohne Grund seien die beiden Ukrainer zwar in Deutschland sehr populär, international jedoch von keinem hohen Stellenwert. Vorwerfen könne man ihnen das freilich nicht, da die Vorgänge in der sogenannten Weltspitze jeder Beschreibung spotteten.

"Beim Kampf zwischen Tschagajew und Meehan konnte ich gar nicht so schnell umschalten, wie ich eingeschlafen bin. Im Duell Not gegen Elend hat sich Elend verdient durchgesetzt. Der einzige Gewinner an diesem Abend war jeder, der sich das Trauerspiel nicht mit angeguckt hat", lästert Öner gegen den jüngst über die Bühne gegangenen Ausscheidungskampf der WBA zwischen Ruslan Tschagajew aus dem Hamburger Universum-Boxstall und dem Australier Kali Meehan, den der Usbeke einstimmig nach Punkten für sich entschieden hat.

Tschagajew habe wie so oft lustlos gewirkt, und Meehan sei mit seinen 40 Jahren offensichtlich nur wegen der ordentlichen Börse nach Deutschland gekommen. Zusammengenommen hätten die Kontrahenten fast drei Jahre nicht im Ring gestanden - der Usbeke elf Monate, der Australier über 20 Monate. Warum sie bei einem Weltverband um das Vorrecht kämpfen durften, den Weltmeister herauszufordern, sei nicht nachvollziehbar. In dieser Hinsicht müßten auch die Verbände umdenken. Er halte jede Wette, daß sein Schwergewichtler Juan Carlos Gomez an diesem Abend sowohl Tschagajew als auch Meehan geschlagen hätte, selbst wenn er nacheinander mit ihnen in den Ring gestiegen wäre.

Juan Carlos Gomez, der seinen nächsten Kampf am 4. Juni in Hattersheim gegen den weithin unbekannten Özcan Cetinkaya aus Kassel bestreitet, will dieses völlig überforderten Gegners ungeachtet dennoch beweisen, daß er zu den weltbesten Schwergewichtlern gehört. Im März 2009 war er allerdings als Pflichtherausforderer des WBC an Vitali Klitschko gescheitert, doch versichert er heute, daß er jeden anderen Kontrahenten schlagen könne, da die Szene momentan so schlecht besetzt sei. Eigentlich müßte er sich freuen, daß es kaum starke Gegner gibt, doch sei es dadurch einfach nicht mehr möglich, bedeutende Kämpfe auszutragen.

Ahmet Öner übt sich in Zuversicht, daß Juan Carlos Gomez und viel mehr noch sein zweiter kubanischer Hoffnungsträger Odlanier Solis in den kommenden Monaten und Jahren wieder für mehr Spannung im Schwergewicht sorgen werden. Das sage er nicht nur als ihr Promoter, sondern vor allem als Boxfan. Als Zuschauer wolle er weder so ein langweiliges Geschiebe wie Tschagajew gegen Meehan, noch einseitige Hinrichtungen wie Klitschko gegen Sosnowski sehen.

29. Mai 2010