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VERBAND/113: Psychotherapeuten in Ausbildung wehren sich gegen schlechte Bezahlung (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 10. Juni 2011

Erfolgreicher PiA-Protesttag in Berlin

Psychotherapeuten in Ausbildung wehren sich gegen schlechte Bezahlung


Am 8. Juni 2011 versammelten sich 150 - 200 Psychologische Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) vor dem Vivantes-Klinikum Am Urban, um das erste Mal in Berlin öffentlich auf die prekären Bedingungen ihrer Tätigkeit während der Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten oder zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten hinzuweisen. PiA verfügen bereits über ein Diplom bzw. einen Master in Psychologie, werden aber während ihrer Ausbildungszeit zum Psychotherapeuten schlechter als Lehrlinge bezahlt und massiv ausgenutzt.

Da in Berlin viele PiA ausgebildet werden, können Kliniken praktisch die Arbeitsbedingungen diktieren und lassen PiA häufig zum Nulltarif oder einer sehr geringen "Aufwandsentschädigung" arbeiten. Daneben finden PiA häufig auch noch schlechte Arbeitsbedingungen vor. Ein sehr verantwortlicher Umgang mit den Patienten ist dennoch gefordert und entspricht auch der eigenen Berufsethik.

Nach ähnlichen Protestaktionen wie der jetzt in Berlin haben in Hamburg einige Kliniken immerhin angefangen, statt 0,- € bis zu 800,- € zu vergüten. Dies ist für einen Diplom- oder Masterpsychologen, dessen Kenntnisse voll ausgenutzt werden, immer noch zu wenig, unterstreichen nicht nur PiA-Vertreter.

"Der Bundesvorstand des VPP im Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP) unterstützt die Forderungen der PiA nach angemessenen Ausbildungsbedingungen, insbesondere nach einer ihrem Hochschulabschluss angemessenen Bezahlung der praktischen Tätigkeit", erklärte die Bundesvorsitzende Eva Schweitzer-Köhn. "Zusätzlich fordern wir, dass sie Supervision erhalten, angemessen angeleitet und nicht als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden." Schon seit langem setzt sich der BDP für eine neue gesetzliche Regelung ein, um damit Lücken im Psychotherapeutengesetz zu schließen. Dies geschieht nicht nur im Interesse der PiA, sondern auch der Verbraucher. Um den hohen Qualitätsstandard der psychotherapeutischen Tätigkeit auch in Zukunft gewährleisten zu können, braucht es gut ausgebildete Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Das ist derzeit bundesweit nicht gegeben.

Um die Bedingungen während der Ausbildung nachhaltig zu verändern, hat die PiA-Vertretung eine Kliniken- und Institutsbewertungsseite entwickelt. Unter
www.pt-ausbildungscheck.de http://www.pt-ausbildungscheck.de
haben PiA die Möglichkeit ihre Kliniken systematisch zu bewerten und damit das Gefälle in der Entlohnung und bezüglich der Arbeitsbedingungen deutlich zu machen. Alle PiA sind aufgerufen, ihre Kliniken zu bewerten, um so den bundesweiten Vergleich zu verbessern (die Institutsbewertung steht erst ab Herbst wieder zur Verfügung).


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 9/11 vom 10. Juni 2011
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Christa Schaffmann, Pressesprecherin
Am Köllnischen Park 2, 10179 Berlin
Tel. 030 - 209 166 620
Fax: 030 - 209 166 680
E-Mail: presse@bdp-verband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2011