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MELDUNG/121: Studie - Wenn der Charakter passt, macht die Arbeit mehr Spass (idw)


Universität Zürich - 02.10.2012

Wenn der Charakter passt, macht die Arbeit mehr Spass



Wer seine persönlichen Charakterstärken im Beruf einsetzen kann, erlebt mehr Spass, Flow und Sinn bei der Arbeit. Diese Personen sind auch zufriedener mit dem Beruf und nehmen ihn eher als Berufung wahr. Dies ist das Ergebnis zweier breit angelegter Studien eines Psychologenteams der Universität Zürich. Die Studien liefern wichtige Hinweise für die Personalauswahl und Personalentwicklung.

Charakterstärken definieren sich als moralisch positiv bewertete Eigenschaften, wie Selbstkontrolle, Teamwork oder Freundlichkeit. Charakterstärken, die einer Person besonders eigen sind und die diese gern und häufig einsetzt, bezeichnet man als Signaturstärken. Davon besitzt jede Person typischerweise drei bis sieben. Dass ein Beruf vor allem dann geschätzt wird, wenn er zu den eigenen Signaturstärken passt, weisen nun Claudia Harzer und Prof. Willibald Ruch vom Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der Universität Zürich erstmals in zwei Studien nach: Der Einsatz von Signaturstärken im Beruf geht tatsächlich mit mehr positivem Erleben bei der Arbeit einher, also mit Spass, Flow, Sinnerleben oder Zufriedenheit und Berufung.

Hohe Zufriedenheit bei vier oder mehr eingesetzten Signaturstärken Harzer und Ruch befragen in der ersten Studie mehr als 1.000 berufstätige Personen nach der Ausprägung ihrer Charakterstärken, ob sie diese Stärken bei der Arbeit einsetzen können und wie positiv sie ihre Arbeit erleben. In ihrer zweiten Studie analysieren die Wissenschaftler neben Selbsteinschätzungen zusätzlich wie Arbeitskollegen der Probanden die Anwendbarkeit der Charakterstärken beurteilen.

Das Ausmass an positivem Erleben nimmt mit der Anzahl der angewendeten Signaturstärken zu. In beiden Studien haben Personen, die vier und mehr Signaturstärken bei der Arbeit anwenden können, die höchsten Werte im positiven Erleben. Sie haben mehr Spass bei der Arbeit, gehen mehr darin auf, empfinden die Arbeit als sinnvoller und sind zufriedener mit ihrem Beruf. Diese Personen empfinden ihre Arbeit auch eher als Berufung als Personen, die drei und weniger Signaturstärken am Arbeitsplatz einsetzen können.

Ob Charakterstärken bei der Arbeit zum Zuge kommen, hängt u.a. davon ab, welche Regeln der Stellenbeschrieb vorsieht oder ob stärkenbezogenes Verhalten hilfreich ist, um die Arbeit zu erledigen. Beispielsweise steht in einer Arbeitsplatzbeschreibung für Pflegepersonal vieles zu Hygiene aber eher wenig zu freundlichem Verhalten. Dennoch ist zu erwarten, dass die Patientenpflege besser gelingt, wenn das Pflegepersonal freundlich und mitfühlend ist.


Nützlich für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Die Befunde von Harzer und Ruch liefern Hinweise, die für die Personalauswahl, Personalentwicklung und Arbeitsplatzgestaltung nützlich sein können. «Wird vor der Besetzung einer Stelle abgeklärt, welche Charakterstärken für die Arbeit zentral sind, so kann eine Person anhand dieser Stärken rekrutiert werden. Davon profitieren dann Arbeitgeber und Arbeitnehmer», erklärt Claudia Harzer. Weitere Studien sollten laut Harzer untersuchen, ob sich in allen Berufen und Hierarchiestufen vier Signaturstärken finden oder ob weniger Signaturstärken reichen, um bei den Arbeitnehmenden ein positives Erleben zu begünstigen.


Literatur:

Harzer, C., & Ruch, W. (in press).
The application of signature character strengths and positive experiences at work.
Journal of Happiness Studies.
doi:10.1007/s10902-012-9364-0

Harzer, C., & Ruch, W. (2012).
When the job is a calling: The role of applying one's signature strengths at work.
The Journal of Positive Psychology, 7, 362-371.
doi:10.1080/17439760.2012.702784

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution94

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Zürich, Nathalie Huber, 02.10.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2012