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SCHULE/228: Gemeinsam forschen für besseren Unterricht (idw)


Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd - 21.04.2008

Gemeinsam forschen für besseren Unterricht: Naturwissenschaftliches Promotionskolleg an Pädagogischen Hochschulen


Dass Schülerinnen und Schüler naturwissenschaftliche und mathematische Zusammenhänge besser begreifen, wenn sie einen konkreten Bezug zum Alltag haben, gilt als pädagogisches Allgemeingut. Wieso aber ist das so und wie kann dies am besten im Unterricht umgesetzt werden? Um die Forschung auf diesem Gebiet weiterzubringen, finanziert das Land Baden-Württemberg das Promotionskolleg "Mathematisch-naturwissenschaftliches Lernen in lebensnahen Alltagskontexten".

Das Promotionskolleg wird gemeinsam an den Pädagogischen Hochschulen Schwäbisch Gmünd, Ludwigsburg und Weingarten eingerichtet. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen sich elf Doktorarbeiten mit dem Thema beschäftigen - allein vier davon an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.

Obwohl das Experimentieren einen immer größeren Stellenwert im naturwissenschaftlichen Unterricht einnimmt, gibt es bislang keine ausreichenden Erkenntnisse darüber, welche Wirkung das Experimentieren auf die Schülerinnen und Schüler hat und wie viel im Unterricht tatsächlich experimentiert wird. Die beteiligten Hochschulen haben verschiedene Arbeitsschwerpunkte: Experimente und ihre Auswirkungen auf die Leistung und die emotionale Bewertung des Unterrichts durch Schülerinnen und Schüler sind der Schwerpunkt des Kollegs an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. In Weingarten wird das fächerübergreifende Lernen im Mittelpunkt stehen, in Ludwigsburg beschäftigt man sich stärker mit lernpsychologischen und geschlechtsspezifischen Aspekten des naturwissenschaftlich-mathematischen Lernens.

Allgemein wird der Schwerpunkt des Promotionskollegs bei den Fächern Chemie und Physik in der Sekundarstufe I liegen, aber auch Neue Medien spielen eine wichtige Rolle. Dazu Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp, Professor für Informatik an der PH Schwäbisch Gmünd: "Es ist denkbar, dass virtuelle Experimente sehr teure oder sehr gefährliche Versuche ersetzen. Im Moment existieren noch keine Untersuchungen, ob eine Steigerung oder sogar eine Beeinträchtigung der Lerneffizienz erfolgt, wenn virtuelle Experimente ein Bestandteil des Unterrichts sind. Die Doktoranden werden unter anderem untersuchen, inwieweit virtuelle Experimente tatsächlich reale Versuche ersetzen oder ergänzen können."

Das Promotionskolleg hat das Ziel, wissenschaftliche Forschung inhaltlich zu bündeln und Arbeit von Doktoranden organisatorisch zu strukturieren. Davon sollen nicht nur die Hochschulen profitieren, sondern auch die einzelnen Nachwuchswissenschaftler. Die Doktoranden sind keine "Einzelkämpfer", sondern arbeiten in einem interdisziplinären Team zusammen - was nicht nur die Vernetzung fördert, sondern auch das Tempo der Promotion. Das Land hat fünf Stipendien für Doktoranden ausgeschrieben. Außerdem erhalten sechs Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, sich für drei Jahre an eine pädagogische Hochschule abordnen zu lassen. Somit haben auch bereits im Berufsleben stehende Pädagogen die Gelegenheit zur Promotion. Mit Forschung durch Praktiker versucht man sicherzustellen, dass eine Umsetzung der Ergebnisse problemlos erfolgen kann. Prof. Dr. Hans-Dieter Körner, Professor für Chemie in Schwäbisch Gmünd, sieht gerade darin einen großen Vorteil des Kollegs: "In dem Promotionskolleg sollen sich junge Lehrerinnen und Lehrer in die aktuellen didaktischen Fragen einarbeiten und eigene Beiträge liefern. Dadurch wird eine stärkere Verzahnung der an der Bildungsaufgabe beteiligten Institutionen ermöglicht, so dass Forschungsergebnisse zügiger in den Schulen wahrgenommen und umgesetzt werden können."

Physik-Professor Dr. Roger Erb betont die Vorteile der hochschulübergreifenden Kooperation: "Neue Ideen für den Unterricht zu entwerfen, ihre Umsetzung zu begleiten und die Auswirkungen zu untersuchen, ist eine Aufgabe wissenschaftlicher Hochschulen, die dazu beiträgt, dass Bildung einen hohen Stellenwert behält, Dies sind Forschungsaufgaben, die nur mit einem gewissen Aufwand an Personal zu betreiben sind. Aus den drei Hochschulen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fächer Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik zusammen. Dadurch wird die kritische Masse erreicht, die notwendig ist, einen derart umfangreichen Fragenkomplex anzugehen. Die einzelnen Forschungsprojekte finden an der jeweils betreuenden Hochschule statt, es gibt aber gemeinsame Veranstaltungen zur Forschungsmethodik und Kolloquien, in denen die Nachwuchsforscherinnen und -forscher ihre Projekte und Ergebnisse vorstellen und gemeinsam mit den Betreuerinnen und Betreuern und anderen Promovierenden der Hochschulen diskutieren."

Weitere Informationen unter:
http://www.physik.ph-gmuend.de/Projekte/Promotionskolleg/Promotionskolleg.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution441


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd,
Dr. Monika Becker, 21.04.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2008