Warum bestimmte Eröffnungsvarianten Beliebtheitswerte verlieren, hat zumeist mehrere Gründe. So können sie derart ausanalysiert sein, daß sie kaum noch Siegesmöglichkeiten bieten. Häufiger kommt es jedoch vor, daß eine schwerwiegende Niederlage nach einem Großmeistertreffen für einen Konjuktursturz sorgt. Damit ist der Kreis der Ursachen jedoch nicht geschlossen. Der Velimirovic-Angriff 1.e2-e4 c7-c5 2.Sg1- f3 d7-d6 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 Sb8-c6 6.Lf1-c4 hingegen ist wohl deshalb ein seltener Gast auf Turnieren, weil die Unergründlichkeit der taktischen Nuancen selbst erprobten Angriffsspielern Respekt einflößt. So wird das Schwert stumpf durch Ungebrauch. Da jeder Zug ins Verderben führen kann, müßten beide Seiten beständig auf der Hut sein, um nicht auf einem Seitenweg auszurutschen. Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte Weiß in der zugespitzten Brettsituation 1.Le3-d4(?), büßte aber die Initiative nach 1...e6-e5 2.Dg4-h3 Kg8-f8 3.Ld4-e3 Ta2-a8! ein und verlor schließlich die Partie. In die Debatte eingeworfen wurde hinterher der Zug 1.e4-e5. Nun denn, Wanderer, war die Empfehlung berechtigt?
Collin - Zivanovic
Bremen 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Damenindische Verteidigung zerbröckelte nach 1.Sg4-f6+! Der
Springer durfte nicht geschlagen werden, da sich ansonsten der Läufer
auf f6 festsetzt und die weiße Dame über h5 rasch die Vernichtung
bringt. Aber auch 1...Kg8-h8 konnte nichts mehr retten: 2.Sb1-c3 Sb8-
a6 3.Sf6xd5! - gewinnt schwarzes Material - 3...c6xd5 4.Sc3xd5 Lc8-e6
5.Lg5xe7 Dd8-d7 6.Sd5xc7 Dd7xc7 7.Le7-d6 Dc7-c4 8.Lg2-f1 und Schwarz
gab das hoffnungslose Spiel auf.
Erstveröffentlichung am 27. April 2007
18. Mai 2020
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