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SCHACH-SPHINX/07231: Fall von zwingender Kombinationslogik (SB)


Oft hat ein Jünger der edlen Schachkunst eine ganz falsche Vorstellung davon, wie seine großen Vorbilder, die Meister, eine Partie angehen oder nach welchen Prinzipien sie ihr Spiel entwickeln. Richard Réti, der in den 1920er Jahren nicht nur ein hervorragender Turnierspieler war, sondern auch zur Avantgarde neuer Ideengeber im Königlichen Spiel gehörte, erklärte einmal: "Der Laie glaubt, die Überlegenheit des Schachmeisters beruhe darauf, daß er 3 bis 4, ja 10 bis 20 Züge vorausrechnen könne. Solche Schachfreunde sind immer sehr erstaunt, wenn ich ihnen auf die Frage, wieviel Züge ich gewöhnlich vorauskombiniere, wahrheitsgemäß antworte, in der Regel nicht einmal einen." In der Tat herrscht im Schachvolk eine gegenteilige Meinung und Vorstellung vor. Daß dies angesichts der ausufernden Fülle an Varianten und Zugmöglichkeiten kaum von einem einzigen Menschenhirn zu bewerkstelligen wäre, bedenkt er nicht. Daher skizzierte Réti das Spiel der modernen Meister folgendermaßen: "Diese Art, Schach zu spielen, bei der man nicht die einzelnen Züge vorauszuberechnen trachtet, sondern sich von allgemeinen Prinzipien leiten läßt, nennen wir Positionsspiel. Kombinieren kann man im Schach nur dort, wo die Zahl der vorauszuberechnenden Möglichkeiten eine beschränkte ist, das heißt wenn die eigenen Züge den Gegner zu ganz gewissen Gegenzügen zwingen." Im heutigen Rätsel der Sphinx kam es zu solch einem Fall von zwingender Kombinationslogik, mit der Weiß seinen Kontrahenten überfuhr, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07231: Fall von zwingender Kombinationslogik (SB)

Hulak - Scheeren
Wijk aan Zee 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nur in der Fußnote tauchte die leichter zum Gewinn führende Fortsetzung 1.Td1xd7! Dc6xd7 2.Tf1xf6 Lg7xf6 3.Lg5xf6 Dd7-d4+ 4.Kg1-h1 Ta7-g7 5.Lf6xg7 Kg8xg7 6.Dh3-h7+ Kg7-f6 7.Dh7-f7+ Kf6-g5 8.Df7xe8 Dd4xc4 9.De8-f7 auf. Gegen den Vormarsch des g6-Bauern gibt es keine Rettung.


Erstveröffentlichung am 15. März 2007

4. April 2020


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