Hat Weiß nicht mit seinem letzten Zug 1.Tg2-g7 die letzte Seite in einem hochdramatischen Stück umgeblättert? Schwarz scheint auf den ersten Blick verloren zu sein. Zieht er seinen Turm nach g8, so folgt mit 2.Dh4xf6! ein totaler Niederschlag, und auch 1...Tf7xg7 verliert zwangsläufig nach 2.Dh4xf6 Tc8-g8 3.Tg1xg7 Tg8xg7 4.Df6xg7+ Dd7xg7 5.Se6xg7 Kh8xg7 6.b3xa4. Das entstandene Endspiel bietet Schwarz nicht die geringsten Remishoffnungen. Und doch war der weiße Turmzug der Sargnadel zur überraschenden Niederlage. Bei allem Respekt für die Bemühungen des Anziehenden, einen fulminanten Angriff vorzutragen, muß doch gesagt werden, daß er die knifflige Stellung ein wenig zu oberflächlich analysiert hatte. Der Zug, der das Kräfteverhältnis zu Gunsten von Schwarz ausschlagen ließ, war unzweifelhaft leicht zu übersehen. Allerdings gelten bei einer Fernpartie andere Maßstäbe. Von Zeitnot kann in den meisten Fällen nicht gesprochen werden. Die Aussicht, glänzend zu gewinnen, trübte leider auch hier in diesem Metier der Langdenker und Sorgfaltspropheten den Blick für unumstößliche Realitäten. Also, Wanderer, nach welchem Zug fiel der weiße Angriff im heutigen Rätsel der Sphinx wie ein Kartenhaus im Sturmwind in sich zusammen?
Molo - Copié
Fernpartie 1989
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Alexander Aljechin war ein Meister, der zu jeder Zeit, ob nun in einer
Turnier- oder Simultanpartie, alles gab, einer, der um der Kunst
willen auch zum Künstler wurde: 1.Te1-e5! Df7-c7 2.g5-g6! h7-h5 -
2...h7xg6 3.Df4-h2+ mit Turmgewinn - 3.Sf5-d6!! und Schwarz gab auf,
da er nach 3...Te8xe5 4.Df4xe5+ Dc7-g7 5.Sd6-f7# ohnehin mattgegangen
wäre.
Erstveröffentlichung am 9. Februar 2007
29. Februar 2020
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