"Wer nichts riskiert, kommt nicht nach Waldheim", so sagte man früher in leicht spöttelnder Anspielung in Berliner Schachcafés, wenn einer der Spieler partout jedem Risiko aus dem Wege ging, um sein beschauliches Remis nach Hause zu tragen. Waldheim, das war zu den Zeiten des Kaisers Deutschlands härtestes Zuchthaus, kein Ort, wo man Ferien machen wollte. Jedenfalls wußte jeder Bescheid, wenn der Ausspruch mal wieder durch den Raum eilte. In einer komplizierten Stellung verbergen sich oft gefährliche Fortsetzungen. Kaffeehausspieler sind Menschen eines urtümlichen Schlages. Feigheit vor dem Feind gilt ihnen als schlimmste Schmach, und wer sich diesem Schimpf aussetzt, darf damit rechnen, wochenlang mehr oder weniger geschnitten zu werden. Wer noch grün hinter den Ohren ist, soll eben Mama beim Aufräumen helfen, nicht aber eine Kaffeehauspartie spielen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte sich der englische Großmeister Nunn in Berlin viel Ehre erworben, denn mit den weißen Steinen zeigte er sich eines echten Kaffeehäuslers durchaus würdig, Wanderer.
Nunn - Sunye-Neto
Wijk aan Zee 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Stellung stand bereits derart unter dem Druck der weißen
Figuren, daß 1.Lc1xh6! alles zum Einbruch brachte. Schwarz
kapitulierte, da nach 1...Tf6xh6 2.Tg4-f4+ oder 1...Dd7-f5+ 2.Sd4xf5
Lc8xf5+ 3.Dh7xf5 Tf6xf5 4.Sb3-d4 ohnehin nichts mehr zu retten war.
Erstveröffentlichung am 28. Januar 2007
17. Februar 2020
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