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SCHACH-SPHINX/07139: Hauch von Yoga und Kontemplation (SB)


Wie sehr sich sakrale Kunst und profane Allerweltsmanier in den elementarsten Ansichten voneinander unterscheiden, zeigt sich darin, daß für den Laien Schach nur dem Zwecke der Zerstreuung dient, wohingegen dem Meister des 64feldrigen Feldes nichts so sehr verdrießt, wie wenn sich seine Gedanken zerstreuen, auf Wanderschaft gehen zu den unheiligten Orten unverzeihlichster Fehlbeurteilungen. Der Meister übt sich in striktester Beherrschung aller Regungen des Geistes. Es hat etwas von Yoga und Konplemtation an sich, wenn er vor dem Brett sitzt und um Erleuchtung ringt. Felsige Klippen ersteigt er in seinen Überlegungen, jetzt ein falscher Gedanke, und er stürzt unweigerlich in den Matt-Tod hinab! Der Laie sieht das Problem gelassener. Allenfalls empfindet er bei einer Niederlage Eifersucht auf den Sieger. Ein Meister dagegen kann sich solche Gefühlsduseleien nicht leisten. Er ist Profi und damit für seine Handlungen in vollem Umfang verantwortlich. Nur bei sich sucht er die Schuld für mißratene Züge. Zerstreuung ist ihm Schimpf und Laster und ein entwürdigender Makel an seinen Fähigkeiten. Ach, wieviele Welten trennen ihn doch von der allgemeinen Zerstreuungssucht! Auch im heutigen Rätsel der Sphinx fiel Schwarz in den Abgrund, weil er mit seinem letzten Zug 1...Tf8- f7? auf einen losen Stein getreten war, Wanderer. Wo hatte er bloß seine Gedanken?



SCHACH-SPHINX/07139: Hauch von Yoga und Kontemplation (SB)

Räsänen - Bertola
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Anders als beim US-Präsidenten folgte hier nach 1.Da4xc6? faktisch eine Amtsenthebung: 1...g4xf3 2.g2-g3 - 2.Dc6xh6 Tg8xg2+ 3.Kg1-h1 Tg2- g6! 4.Dh6-h4 Lc5-e7! - 2...Tg8-g6! und Weiß gab auf, weil er nach 3.Dc6xc5 Df5xh3 zwangsläufig mattgesetzt worden wäre.


Erstveröffentlichung am 14. Dezember 2006

3. Januar 2020


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