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SCHACH-SPHINX/07113: Can he play chess? (SB)


Als in den Vereinigten Staaten 1960 eine neue Präsidentenwahl anstand, wurde die Frage nach dem geeigneten Mann mit besonderer Schärfe geführt. Der Konflikt mit der Sowjetunion drohte in eine eskalierende Phase einzutreten. Der oberste Mann der Regierung mußte also jemand sein, bei dem Besonnenheit und Standvermögen sich die Waage hielten. Der politische Beobachter Walter Lippmann veröffentlichte in der 'Chicago Sun-Times' daher am 5. Juni einen Artikel, den er bezeichnenderweise mit dem Titel 'Can he play chess?' versah. Seiner Meinung zufolge mußte der neue Mann im Weißen Haus mit der Denkweise der Russen vertraut sein, und das bedeutete für ihn, daß nur gewählt werden dürfte, wer auch im Schachspiel bewandert war. Nur so könnte man nämlich, die Pläne und Strategien der Russen erkennen und danach handeln. Für Lippmann war es ganz klar. Der oberste Staatsmann in dieser kritischen Situation müsse ein Schachspieler sein, um auf der weltpolitischen Bühne wie auf einem Schachbrett Zug um Zug die Manöver der russischen Gegenseite sachgerecht beantworten zu können. Es sei einmal dahingestellt, ob Lippmanns Meinung über die erforderlichen Schachkünste eines Präsidenten der Wirklichkeit gerecht werden, zumal die Regeln im Schachspiel mit politischem Kalkül nicht zwangsläufig verwandt sind. Interessant ist jedoch, daß er die russischen Politiker und Militärstrategen aufs engste verwoben sah mit deren liebster nationaler Freizeitbeschäftigung. Im umgekehrten Sinne hätten die Russen im Kreml einen Mann auf die Spitze setzen müssen, der sich auf das American Football verstand. Nun, im heutigen Rätsel der Sphinx aus eben jenem Wahljahr standen die Aktien auf weniger spekulativem Boden. Weiß durfte sich lediglich auf die verhängnisvolle Kombination 1.Sg5- f7+? Dh5xf7 2.De7xf7 Tc8-c1# nicht einlassen. Mit welchem anderen Zug beendete Weiß die Partie indes auf einem Schlag, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/07113: Can he play chess? (SB)

Sokolski - Lukin
Fernpartie 1960

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1.Dh6-h5! stellte Weiß die Doppeldrohung 2.Se7xc8 und 2.Lg5-h6 auf. Verteidigung war nicht mehr möglich, zum Beispiel 1...Le6-f7 2.Dh5-h4 oder 1...Dg7xe7 2.Dh5-h8+ Le6-g8 3.Lg5xe7+ Kf8xe7 4.Dh8xe5+ bzw. 1...Tc8-c7 2.Lg5-h6 Dg7xh6+ 3.Dh5xh6+ Kf8xe7 4.Sc3-d5+ Le6xd5 5.e4xd5. Blieb also noch 1...Tf1-f6 2.Se7xc8 Tf6-g6 3.Dh5-f3+ Kf8-e8 4.Sc8-d6+ Ke8-d7 5.Sd6-f5 Le6xf5 6.Df3xf5 Kd7-d6 7.h3-h4 und Schwarz gab auf. Der Springer wandert nach d5 und stellt unparierbare Drohungen auf.


Erstveröffentlichung am 18. November 2006

8. Dezember 2019


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