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SCHACH-SPHINX/07099: Erbe der Ehrenhaftigkeit (SB)


Ein Schach ganz besonderer Art pflegten die Italiener zu spielen, sofern man den Geschichten Glauben schenken darf. Ganz auf den Familiensinn ausgerichtet, verfügte der Vater als das patriachalische Oberhaupt der Familie testamentarisch, daß sein ältester Sohn an seiner Stelle nach seinem Tode eine angefangene Partie zu Ende führen müsse. Im umgekehrten Falle soll jedoch auch vorgekommen sein, daß der Sohn, durch Krankheit ausgezehrt oder im Falle eines plötzlichen Krieges, seinen Vater im Testament bat, diese oder jene Partie zu einem Abschluß zu bringen. Unzweifelhaft galt das Schachspiel bei den Italienern als etwas überaus Ehrenhaftes und war so innig mit dem eigenen Ruf verknüpft, daß eine unbeendete Partie einer Schändung des Namens gleichkam. Verlust oder Niederlage spielten keine Rolle. Wichtig war nur, daß etwas Begonnenes nicht einmal durch einen Schickalsschlag abgebrochen werden durfte. Stets sprang in einem solchen Falle ein Verwandter ein, zumeist Vater oder Sohn, um das Vermächtnis des Toten zu ehren. Im heutigen Rätsel der Sphinx konnte Weiß gottlob die Partie noch zu Lebzeiten aus eigener Kraft abschließen, indem er dank einer feinen Kombination Matt oder Damenverlust erzwang, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07099: Erbe der Ehrenhaftigkeit (SB)

Mineur - Persson
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Schlauheit spielt mit Umständen, der freie Wille hingegen schafft sich die Umstände, mit denen er sein Spiel treibt: 1.Sf5xg7! Te8-f8 - denn 1...Kg8xg7 2.Dd1-d4+ und Schwarz verliert noch rascher - 2.Lg5-f6 c6-c5 3.Dd1-d2 und Schwarz gab auf, da er gegen die Drohung 4.Dd2-h6 nichts Vernünftiges unternehmen kann.


Erstveröffentlichung am 4. November 2006

24. November 2019


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