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SCHACH-SPHINX/07039: Das Manhattan-Experiment (SB)


Auf den Rückkampf zwischen dem Computergehirn Deeper Blue und dem menschlichen Profi-Weltmeister Garry Kasparow wartete man vergebens, denn nachdem die Werbetrommel für die IBM-Kassen lange genug geschlagen hatte, verlor der Riesenkonzern das Interesse an der Schachgilde. Erklärungsnotstände bestehen ja ohnehin nicht. Der Sieg kann Deeper Blue und damit der Computerindustrie nicht mehr genommen werden. Längst ist so eine alte Streitfrage vom Tisch. Computer, insbesondere wenn sie mit Millionenaufwand konzipiert und entwickelt werden, können dem Menschen und dessen vielbeschworener Kreativität das Wasser abgraben. So mag man denken. Vielleicht ist dies jedoch ein voreiliger Schluß. In der Fachwelt wurde Kasparows Niederlage ganz anders bewertet. So erklärte der indische Großmeister Viswanathan Anand bereits kurz nach Kasparows Debakel: "Das grundsätzliche Problem, das über der ganzen Veranstaltung hing, war, daß Kasparow Stellungen provoziert, die der Rechner nicht mehr kapiert - Kasparow allerdings auch nicht." Wählte der Mann aus Baku gegen Deeper Blue also ein Schach, das nicht repräsentativ war für den modernen Stand schachlicher Forschung? Ein erneuter Wettkampf könnte diese Frage klären. Aber auf weiter Flur gibt es weder bei Kasparow noch auf seiten von IBM ein Interesse dafür. Das Manhattan-Experiment scheint also nur ein merkantiler Werbefeldzug gewesen zu sein. Für die wissenschaftliche Forschung eröffnete er kaum neue Wege. Daß Computer besser und präzisen rechnen können, wußte man schon längst. Im heutigen Rätsel der Sphinx, im Streit zweier menschlicher Gehirne, fand der Nachziehende ohne jede Computerunterstützung den rechenbaren Weg zum Sieg, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07039: Das Manhattan-Experiment (SB)

Roos - Tscharuschin
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bei 1.Sd2-c4? übersah Weiß, in welch scheußlicher Lage sich sein König befand. Sein Kontrahent hingegen hatte sehr wohl ein Auge darauf geworfen: 1...Lg7xe5! 2.f4xe5 - 2.Sc4xa3 käme einem Dolchstoß in den eigenen Rücken gleich wegen 2...h7-h5+ 3.Kg4-h3 Le5-d4! 4.Sa3-c2 Sd6xe4 5.Kh3-g2 Ld4-b2 6.Tc1-b1 Lb2-c3 7.Td1-c1 Lc3-d2 8.Tb1-a1 Ta2-b2 - 2...Sd6xc4 3.Tc1xc4 Ta2-g2 4.Td1-f1 Tg2xg3+ 5.Kg4-f4 h7-h5 6.e5-e6 f7-f6 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 5. September 2006

25. September 2019


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