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SCHACH-SPHINX/06837: Und die Häme schlug zurück (SB)


Nach seinem denkbar unwürdigen Abschneiden beim traditionellen Hoogoven-Turnier in Wijk aan Zee wich FIDE-Weltmeister Anatoli Karpow der Konfrontation mit seinem Intimgegner Garry Kasparow so gut er konnte aus. Seine Formkrise ließ es ihn geraten erscheinen, dem Frankfurter Match im Sommer 1998 Adieu zu sagen, nachdem er kurzfristig erfahren hatte, daß Kasparow ebenfalls als Teilnehmer zum Turnier eingeladen worden war. Dieser strategische Rückzug hatte taktische Konsequenzen. Die Frankfurter Presse nahm ihn ganz gehörig auf die Hörner, und auch Kasparow kam es sehr gelegen, einmal mehr darauf hinzuweisen, daß der Champion des Weltschachbundes längst nicht mehr zu den sechs besten Spielern der Welt gehörte. Karpow grollte, aber schon bald hellte sich seine düstere Miene auf. Denn Kasparow, der sich kurz zuvor noch in seiner Gardinenpredigt gefallen hatte, mußte gleich zwei Niederlagen gegen Anand und Kramnik hinnehmen und konnte zuletzt nur mit eiserner Willensstärke wenigstens den dritten Platz ergattern hinter seinen beiden Hauptkontrahenten, die das Turnier punktgleich beendeten. Von Interesse und daher Thema auch im heutigen Rätsel der Sphinx war seine Partie gegen Kramnik. Kasparow, der die schwarzen Steine führte, hatte zur Grünfeldindischen Verteidigung gegriffen und ein Bauernopfer angewandt, das zuvor im Hirn von Peter Leko ausgebrütet worden war. Großmeister sind indes eine Familie, und natürlich waren Lekos Analysen Kramnik bekannt. Nach einem Schlagabtausch im Mittelspiel konnte Kramnik den Mehrbauern behaupten, den er nun sehr effektiv einzusetzen wußte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06837: Und die Häme schlug zurück (SB)

Kramnik - Kasparow
Frankfurt 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Eine Stellung, die bereits wankte, konnte Viktor Kortschnoj auch im Alter noch so elegant niederstürzen wie in jungen Tagen. Mit 1.Sh6xf7! riß er eine empfindliche Bresche in die schwarze Königsburg hinein. Zu schlagen war der weiße Springer nicht wegen des vernichtenden Überfalls 1...Kg7xf7 2.Dd3-d5+ Kf7-g7 3.Dd5xb7+ Kg7-f8 4.f4-f5 bzw. 2...Kg7-f8 3.Le3-c5+ Sg8-e7 4.f4-f5. Also wehrte sich sein Kontrahent Kozul mit 1...Lc3-b4, bis er erkannte, daß ihm nach 2.f4-f5! Tc8-c3 3.f5-f6+ Kg7-f8 4.Dd3-d7 nur noch die Kapitulation blieb. Der schwarze König konnte aus der Falle nicht mehr entrinnen.


Erstveröffentlichung am 14. Februar 2006

13. Februar 2019


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