Stolz war der schwarze Bauer die Karriereleiter bis nach b2 hochgeklettert und stand nun endlich vor der Belohnung aller Mühen und Qualen. Nur noch ein Schritt, und aus dem Wicht und namenlosen Niemand wäre ein achtbarer Repräsentant des hohen Schachadels geworden. Opfer müssen bei solch einem Aufstieg natürlich gebracht werden. Niemand räumt seinen Platz aus Liebe zum Nächsten, es sei denn, er bekommt etwas dafür, das in der Aussicht auf höhere Weihen auf keinen Fall geringer ist als der geleistete Wegzoll. Eine schwarze Figur war vom Brett abgegangen in notwendiger Pflichterfüllung, wie es schien, damit der schwarze Sieg um so vollkommener werde. Doch der Erfolg ist ein Ziel, darauf tausend Augen fixiert sind. Ein derartiges Gedrängel an der Spitze übersteht nur der Tüchtigste, was immer das im Spiegel gesellschaftlicher Ellbogenmentalität heißen mag. Wie auf dem Schachbrett, so auch im Leben und im heutigen Rätsel der Sphinx: Wer Erfolg hat, stellt seine Tugenden stets ins rechte Licht. Der schwarze Bauer, der so hoch hinauf wollte, zog sich jedoch zuletzt den Schimpf eines Emporkömmlings zu und strauchelte kurz vor dem großen Ziel. Die weiße Dame hatte dem schwarzen König nämlich ein Bein gestellt, und was ist schon ein Günstling wert, wenn sein Gönner stirbt, nicht wahr, Wanderer?
Murey - Zapata
Amsterdam 1986
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Zorn der Erinnyen traf den Nachziehenden mit 1.Sc3-b5! und keine
Rettung war in Sicht für die bedrohte schwarze Dame, denn es drohte
vernichtend 2.Sb5-d6# Schwarz fügte sich ins Unvermeidliche, gab seine
Dame 1...Db2xb5 2.Ld3xb5 Sf8-e6 3.Dd4-b2 c6xb5 4.Lf6-h4 und
schließlich die Partie auf.
Erstveröffentlichung am 8. Januar 2006
7. Januar 2019
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