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SCHACH-SPHINX/06789: November 1917 (SB)


Von Anekdoten weiß man nie, wieviel davon als Tatsache akzeptiert werden kann und was der Großzügigkeit der Dichtung anzurechnen ist. Zum Beispiel die Geschichte, daß Emanuel Lasker auf einem Simultanturnier im November 1917 in Budapest mit den Worten begrüßt worden sein soll: "Das Schachvolk grüßt seinen König!" Der damalige Weltmeister stutzte einen Augenblick - ihm war die noble Anrede vielleicht ein wenig peinlich, allzu viel Effekthascherei mochte er nie -, und entgegnete dann weltmännisch: "Liebe Freunde, ich möchte kein König sein. Es naht doch, und Gott sei dafür gedankt, die Krise des Königtums. Verfolgen wir die Entwicklung der russischen Revolution, und geben wir gut acht, was man dort in Angriff nimmt." Nun, Laskers prophetischer Blick reichte womöglich weiter, als er seinerzeit glauben wollte. Denn nicht nur das Zarentum in Rußland fiel, auch er selbst mußte bald schon seinen Thron für einen anderen räumen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte sich der weiße König sicherlich einen anderen Ort gewünscht, um die Geschichte zu überdauern. So jedoch mußte er nach zuletzt 1.Se5-f3 bald schon abdanken, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06789: November 1917 (SB)

Schuh - Chandler
Bundesliga 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit wird vom Irrtum überbrückt, doch wer über diese Brücke geht, stürzt abgrundtief: 1...Sd5-f4? 2.Lc1xf4 g5xf4 3.Te1-b1! und Schwarz gab auf, denn nach 3...Lc6-b5 4.Dg3-f3 Kc8-b8 5.Tb2-b4! Da4xc2 - 5...Da4-a5 6.a2-a4! - 6.Tb4xb5+ wäre er mattgesetzt worden.


Erstveröffentlichung am 28. Dezember 2005

27. Dezember 2018


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