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SCHACH-SPHINX/06651: Ein ewiger Zweifler (SB)


Am 30. August 1995 starb in Paris im Alter von knapp 61 Jahren der sowjetische Großmeister Lew Polugajewsky. Fast zwei Jahrzehnte lang galt er als einer der stärksten Spieler der Welt, war ein Favorit und Kandidat auf den Weltmeisterthron, scheiterte dann jedoch jeweils in den entscheidenden Augenblicken an seinen Kontrahenten. Lew Polugajewsky war nicht nur ein begnadeter Schachmeister. Mit seinem Buch "Aus dem Labor des Großmeisters" betätigte er sich auch als Literat und schenkte allen Schachfreunden ein originelles Buch, das tiefe Einblicke in die Arbeit und das Vorgehen eines Meisters gewährte. Polugajewsky hatte ein rechtes Kämpferherz. Nur seine angeborene Bescheidenheit verhinderte, daß er mit Wort und Tat stärker in die Öffentlichkeit drängte. Von seinem Wesen her war er ein ruheloser Zweifler, der selten etwas unhinterfragt akzeptierte, sich stets eigene Gedanken machte und Fragen entwickelte, die tiefer in die Materie eindrangen. Um mit Faust zu sprechen: Er war einer, der nicht am Pudel, also an der äußeren Erscheinung interessiert war, sondern eben im Kern und Widerspruch die Linie seines Forschens und Schaffens ansiedelte. Im heutigen Rätsel der Sphinx bezwang er den holländischen Großmeister Jan Timman mit einer für Schwarz als wenig vorteilhaft geltenden Variante. Natürlich hatte der ewige Zweifler Polugajewsky dazu eine andere Meinung. Zuletzt hatte Timman 1.Sf4-g6!? gespielt, aber die schwarze Stellung stand bereits überlegen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06651: Ein ewiger Zweifler (SB)

Timman - Polugajewsky
Tilburg 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Leko tat gut daran, nach 1...Th8xh4!? von 2.Th3xh4? die Finger zu lassen, denn nach 2...Ld6-g3 3.Th4-h8+ hätte Schwarz nicht wie erhofft 3...Ke8-d7? 4.0-0-0+, sondern ungleich stärker 3...Ke8-e7! 4.Le3xc5+ Dc7xc5 5.Df2xg3 Sb4xc2+! gespielt.


Erstveröffentlichung am 12. August 2005

11. August 2018


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