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SCHACH-SPHINX/06549: Auf Gimpelfang ausgehen (SB)


Miniaturen, also Partien unter 20 Zügen, kommen selbst unter Großmeistern vor. Eine schlaflose Nacht, melancholischer Regen oder ein schwer im Magen liegendes Abendbrot sind denn auch oft die kleinen Notlügen, mit denen sich die Herren Großköpfe dann aus der Affäre zu ziehen versuchen. Man sieht es ihnen nach. Doch wehe, wenn sie selbst Zeuge eines solchen Schauspiels werden. Ihr Schelten läßt dann kein gutes Haar am Delinquenten. Und gar ins Riesenhafte wächst ihr Zorn, wenn einer der Spieler seinen König unrochiert in der Mitte stehen läßt. Ha! Ha! ruft da das Großmeisterherz, selbst schuld, wer sich wie ein Gimpel fangen läßt. Doch warte, die Zeit kommt wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der Großmeister, sich an seinen eigenen Worten versündigend, vor die Richterbank geführt wird. Mit den schwarzen Steinen hatte der slowakische Großmeister Stohl - der beste seines Landes übrigens - gegen den Internationalen Meister Fahnenschmidt sich gerade diesen Fauxpas zuschulden kommen lassen, nämlich seine edle Majestät im Mißachten jeder Etikette unrochiert der Willkür der weißen Figuren ausgesetzt. Die Rache folgte auf dem Fuß, und auch Stohls letzter halbherziger Versuch, mittels 1...f7-f6? eine vorgeschobene Bauernphalanx aufzubauen, scheiterte kläglich, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06549: Auf Gimpelfang ausgehen (SB)

Fahnenschmidt - Stohl
Sindelfingen 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Versuchung war größer als die Besonnenheit, und so erlitt Meister Farabi nach 1...Se7-c6? 2.Sc3xd5! Sc6xd4 - 2...e6xd5 3.Dd4xd5+ Tf6-f7 4.Lh3xd7 Ta8-d8 5.Ld7xc6! - 3.Sd5xc7 Ta8-c8 4.Td1xd4 Tc8xc7 5.Td4xd7 Tc7xd7 6.Lh3xe6+ Tf6xe6 7.Te1xe6 Kg8-f7 8.Te6-b6 eine unglimpfliche Niederlage. Das Endspiel mit zwei Minusbauern war restlos verloren.


Erstveröffentlichung am 2. Mai 2005

29. April 2018


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