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SCHACH-SPHINX/06413: Keine Erklärung parat (SB)


Nach wie vor bereitet die Frage der Schachwunderkinder den Psychologen ein haareraufendes Problem. Trotz umfangreicher Testreihen und Persönlichkeitsprofile, die erstellt wurden, tappen sie in den wichtigsten Punkten weiterhin im dunkeln. Außer daß bei diesen Kindern eine überdurchschnittliche Merkfähigkeit festgestellt wurde, fehlen im Vergleich zu gewöhnlichen Kindern signifikante Anzeichen, die ihre außerordentliche Schachbegabung erklärbar machen würden. Sie spielen gut Schach, weil sie gut Schach spielen, so das Testergebnis auf den Punkt gebracht. Eines der berühmtesten Schachwunderkinder war der Pole Samuel Reshewsky, der später mit seinen Eltern nach Amerika emigrierte und dort für Jahrzehnte den Spitzenplatz unter den amerikanischen Schachmeistern einnahm. Schon als Achtjähriger verblüffte Reshewsky, der die Schachregeln gelernt hatte, ehe er schreiben und lesen konnte, die Schachwelt mit einem Simultanmatch gegen zwanzig ausgesuchte Spieler. Trotzdem er bis dahin kein Schachbuch in die Hand genommen hatte, spielte er oft getreu den Buchstaben der Therie, konnte gar in vielen Abspielen bemerkenswerte Neuerungen finden. Abgelöst wurde Reshewsky durch ein anderes amerikanisches Wunderkind. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus dem Zweikampf gegen Bobby Fischer erlitt Reshewsky mit den schwarzen Steinen eine empfindliche Niederlage, Wanderer. Die Ära des gebürtigen polnischen Genies war zu Ende.



SCHACH-SPHINX/06413: Keine Erklärung parat (SB)

Fischer - Reshewsky
Los Angeles 1961

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Sosonkos Rechnung wurde von Karpow durch den cleveren Damenzug 1.Dd2- e3! durchkreuzt. Die Doppeldrohung 2.Te6xe7 und 2.Sc3-e4 erzwang 1...Lg7xc3 2.b2xc3 Da5xa2 Doch nun standen die weißen Figuren zum Angriff auf den schwarzen König geradezu ideal: 3.Te6xg6+ Kg8-f8 - 3...Kg8-h7 4.De3-e4 - 4.De3-e4 Da2-a6 5.Td1-d5 Tf7-f6 - schwach, aber auch das bessere 5...Tc5xd5 6.De4xd5 hätte nach dem Fall des schwarzen h-Bauern die Partie gekostet - 6.Td5xc5 Tf6xg6 7.Tc5xh5 d6-d5 8.Th5xd5 und Sosonko gab sich geschlagen. Unterdessen hätte auch 2...Da5-a3+ 3.Kc1-d2 Tc5-d5+ 4.Kd2-e1 Td5xd1+ 5.Ke1xd1 Da3-c5 die Niederlage nicht mehr abwenden können, wie Karpow nach der Partie aufzeigte: 6.Te6xg6+ Kg8-h7 7.De3xc5 d6xc5 8.Tg6-g5 Kh7-h6 9.g2-g3 und das Endspiel wäre für Schwarz chancenlos gewesen.


Erstveröffentlichung am 18. Dezember 2004

13. Dezember 2017


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