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SCHACH-SPHINX/06405: Frecher Gesinnungsdienst (SB)


Auf einer deutschen Schachpostkarte von 1915 findet sich ein für diese Zeit der Kriegswirren bezeichnendes Bild. An einem Tisch sitzt auf der rechten Seite Feldmarschall Paul von Hindenburg mit grimmig ernster Miene. Sein rechter Arm ist ausgestreckt, in der Faust hält er die Dame Germania und bietet allen Feinden des Reiches Schachmatt, den Russen, Franzosen, Engländern und Italienern, die auf der anderen Seite des Tisches mit händeringender Verzweiflung ihre Niederlage erkennen. Gönnerhaft legt auf diesem Bild Kaiser Wilhelm II. seine linke Hand auf die Schulter seines Kriegshelden. Die Postkarte verschweigt allerdings, daß an den Kriegsabschnitten im Osten und Westen Hunderttausende von Soldaten ihr Leben aushauchten. Figuren auf dem Schachbrett der Generalität? Der Patriotismus war eben das Ablenkungsopfer in den Plänen der Kriegstreiber und Machtmenschen. So mußte das Schachspiel unfreiwillig und oft Gesinnungsdienste leisten für das Blutvergießen in der Welt. Im heutigen Rätsel der Sphinx ging es zum Glück weniger makaber zu, wenngleich der schwarze König für den letzten Zug 1...h7-h6 doch den Kopf hinhalten mußte. Also, Wanderer, wie büßte der Nachziehende seinen Fehlzug. Mit 1...Da5-d8! hätte er die Partie vielleicht noch retten können.



SCHACH-SPHINX/06405: Frecher Gesinnungsdienst (SB)

Parma - Ramirez
Torremolinos 1963

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auch das Böse kann nicht an zwei Orten zugleich sein, und so zog Weiß 1.Sb3-c5+! Da die schwarze Giftmischerin den Bauern f6 decken mußte, blieb dem schwarzen König nur die Flucht mit 1...Ke6-e7, was die Niederlage freilich nur aufschob: 2.Dg6-h7+ Ke7-e8 3.h2-h4! Dg5xc5 - 3...Dg5xg3 4.Dh7-h8+ und Matt in wenigen Zügen - 4.Dh7-g6+ Ke8-d7 5.Tf1-d1+ und Schwarz gab angesichts der unrettbaren Lage seines Königs auf.


Erstveröffentlichung am 10. Dezember 2004

5. Dezember 2017


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