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SCHACH-SPHINX/06337: Der Leidensweg des Boris Gulko (SB)


Nur mit Verbitterung denkt Boris Gulko an seine Heimat zurück. Der Sowjetrusse hatte sich jahrelang um eine Ausreisegenehmigung bemüht. Er und seine Frau Achscharumowa, die wie er professionell Schach spielte, wurden darauf mit Berufsverbot belegt. Da sie ihren Protest gegen die politischen Verhältnisse in der Sowjetunion fortsetzten, wurden sie verhaftet und mißhandelt. Erst ihr Hungerstreik und die weltweite Empörung sorgten dafür, daß er schließlich das Land verlassen konnte. Das Ehepaar Gulko emigrierte in die Vereinigten Staaten. Boris Gulko hat diese Zeit der Tortur nicht vergessen und wird sie auch nie vergessen. Mittlerweile haben viele sowjetische Schachspieler ihrer Heimat den Rücken gekehrt und spielen unter anderen Fahnen. Im heutigen Rätsel der Sphinx gewann Boris Gulko gegen den späteren Weltmeister Garry Kasparow, nachdem dieser im 12. Zug mit 1.Sc3xb5?! ein völlig unverständliches Figurenopfer gebracht hatte. Seinerzeit herrschte im Zuschauersaal von Kislowodsk atemlose Stille. Niemand konnte sich so recht erklären, warum Kasparow den Springer hingab. Da sein Ruf als Angriffsspieler Gewicht hatte, stürzten sich die Kommentatoren in die wildesten Spekulationen. Der einzige, der von diesem Fieber nicht ergriffen wurde, war Boris Gulko, der mit sachlicher Präzision die Fehlerhaftigkeit des Figurenopfers nachwies. Kasparow selbst konnte nachher nicht sagen, welcher Teufel ihn geritten hatte, als er den Opferzug wählte. Also, Wanderer, wie widerlegte Gulko Kasparows "Kalauer"?



SCHACH-SPHINX/06337: Der Leidensweg des Boris Gulko (SB)

Kasparow - Gulko
Kislowodsk 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bös war der Fehler, den der Amerikaner Nick de Firmian mit 1...Dd5-d7? beging. Bei 1...Dd5-d8 wäre ihm der folgende Überfall erspart geblieben. So jedoch mußte er nach 2.Tc1xc6! Lb7xc6 3.Sf3-e5 Dd7-b7 4.Le4xh7+! die Zerrüttung seiner Königsstellung in Kauf nehmen. Am Läufer durfte er sich indes nicht vergreifen wegen 4...Kg8xh7 5.Dd1- h5+ Kh7-g8 6.Dh5xf7+ Kg8-h7 7.Se5xc6 nebst 8.d4-d5! Also verkroch sich der schwarze König nach 4...Kg8-f8, wo er freilich auch nicht sicher war: 5.Dd1-h5 Le7-b4 6.Lh7-d3 g7-g6 7.Dh5-h6+ Kf8-e7 8.d4-d5! Lb4xe1 - 8...Lc6xd5 9.Dh6-h4+ und 10.Dh4xb4 - 9.Lb2-a3+ Ke7-d8 10.Dh6-h4+ Kd8- c7 11.d5xc6 Db7-a8 12.Dh4-f6 b6-b5 13.La3-c5 Tc8-d8 14.Df6xf7+ Kc7-c8 15.Ld3xb5 a7-a6 16.Df7-d7+! und Schwarz gab auf, da er zuviel Material verliert.


Erstveröffentlichung am 4. Oktober 2004

28. September 2017


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