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SCHACH-SPHINX/06129: Eine zierliche Dame aus Schweden (SB)


Auf dem Brett fürchten Großmeister die gegnerische Dame, wenn sie bedrohlich ins Geschehen eingreift. In natura jedoch, wenn ihnen eine zierliche Dame gegenübersitzt, neigen sie oft zu Nachlässigkeiten, so, als wäre die Gefahr eines Mattangriffs, im Kopf einer Frau ersonnen, gar nicht vorhanden. Eine allzu kavalierhafte Haltung gegenüber dem vermeintlich schwächeren Geschlecht bemächtigt sich dann ihrer, und erst viel zu spät erkennen sie ihren Irrtum und zahlen die Zeche mit einer Niederlage. Pia Cramling, die schwedische Großmeisterin, hatte diese falsche Einschätzung ihrer Spielstärke gar nicht nötig. Auch so erwies sie sich oft als Favoritenschreck. Mit Vorliebe spielte sie auf Männerturnieren, weil ihre eigenen Geschlechtsgenossinnen in puncto Schach alles in allem, leider muß man sagen, noch einen gehörigen Entwicklungsrückstand aufholen müssen. Nur wenige Frauen konnten ihr Talent bis zur Großmeisterreife entfalten. Zum hundertjährigen Jubiläum des schottischen Schachverbandes reiste Pia Cramling 1984 nach Troon, wo sie nach Ende des Turniers zwar nur im letzten Drittel der Tabelle auftauchte, aber immerhin dem US-Großmeister Schamkowitsch, der als Favorit angetreten war, im heutigen Rätsel der Sphinx eine derbe Niederlage bereiten konnte. Die schwarze Königsstellung stand offen wie ein Scheunentor. Mit ihrem nächsten Zug ging die Schwedin zum Finale über. Also, Wanderer, Hochmut kommt stets vor dem Fall!



SCHACH-SPHINX/06129: Eine zierliche Dame aus Schweden (SB)

Cramling - Schamkowitsch
Troon 1984

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Zug 1.Lf2-b6! kostete Kasparow eine ganze Figur wegen des drohenden Grundreihenmatts: 1...Tc7xc2 2.Te1xe7 Sb7-d6 3.Te7-d7. Kasparow gab daher sofort auf und schlich sich ins Bett zurück.


Erstveröffentlichung am 12. März 2004

4. März 2017


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