Seit der spanische Geistliche Ruy Lopez de Segura in seinem Schachbuch zur Mitte des 16. Jahrhunderts die Eröffnung 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-b5 einer kritischen Analyse unterzog, war die Spanische Partie nicht totzukriegen. Vom Temperament her ist sie eher schwerblütig. Kämpferische Aktionen tauchen in den ersten 20 Zügen in aller Regel nicht auf. Ihr strategischer Grundgedanke läßt die Partie in einem ruhigen Fahrwasser dahingleiten. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, konnte sie sich in den Königsbauer-Eröffnungen einen zentralen Platz erobern, nachdem sie im 19. Jahrhundert eine Zeitlang vom Königsgambit in den Turnierhallen verdrängt worden war. Gerade in Deutschland hatte die Spanische Partie aufgrund ihre Anlage zu tiefen, langatmigen Varianten viele Freunde gefunden. So widmete sich insbesondere der Freundeskreis um den Berliner Schachmeister Ludwig Bledow der Spanischen Partie. Später sollte der amerikanische Ex-Weltmeister Bobby Fischer mit dieser Eröffnung viele Siege erringen. Die früher zumeist angewandte Offene Variante verlor allerdings nach und nach an Attraktivität. Man spielte den Spanier in seiner geschlossenen Form, auch wenn sich Viktor Kortschnoj bei seinen WM-Kämpfen gegen Anatoli Karpow um eine Renaissance der offenen Variante bemüht hatte. Im heutigen Rätsel der Sphinx führte der ungarische Meister Sax die Spanische Partie zu einem fulminanten Sieg über seinen tschechoslowakischen Kontrahenten Bans. Ob nun geschlossen oder nicht, nach Ende beiderseitigen Lavierens kann das Geschehen auf dem Brett recht turbulent werden. Also, Wanderer, wo steckte der zündende Gedanke?
Sax - Bans
Balatonbereny 1984
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Man soll seine Dame hüten wie seinen Augapfel, so eine alte
Schachweisheit, aber Meister Tolusch hatte durchaus erkannt, daß er
nach 1...Db8-a7!! die Dame nur hergab, um den Sieg zu vollenden. Sein
Kontrahent Byschew gab sich sofort geschlagen. Denn hätte er die Dame
genommen, so wäre er nach 2...Le5xc3# matt gewesen. Wegziehen durfte
er seine eigene Dame indes auch nicht, da sonst der Turm auf g1
gefallen wäre. Beim Vis-a-vis der Damen blieb die schwarze also
Siegerin.
Erstveröffentlichung am 10. März 2004
2. März 2017
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