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SCHACH-SPHINX/06116: Gespenst der Sprachlosigkeit (SB)


Von einer früher sehr populären Schachtradition spricht man heutzutage so gut wie gar nicht mehr. Die Rede ist von den Beratungspartien. Bis zu den 1930er Jahren gehörten sie wie das Salz zur Suppe, dann jedoch mit dem zunehmend individualistischen Streben der Meister geriet diese Form des Wettkampfes mehr und mehr in Vergessenheit, bis man sich nur mehr daran erinnern konnte, daß Paul Morphy einst in der Pariser Oper gegen den Herzog von Braunschweig und dessen Ratgeber bei den Klängen des "Barbier von Sevilla" eine unsterbliche Angriff- und Mattpartie hingezaubert hatte. Ging seit den 30er Jahren etwa das Gespenst der Sprachlosigkeit unter den Meistern um, daß sie nicht mehr das Wort an den anderen richten und sich auf einen gemeinsamen Zug einigen konnten? Hat diese Mitternacht des Schweigens uns immer noch im Griff? Fällt es denn sonst niemanden auf, daß in den Journalen die alten Gruppenbilder den statischen Portraits einzelner Schachdenker gewichen sind? Mit den Beratungspartien hat der moderne Mensch offenbar mehr verloren als nur ein sentimentales Stück Geschichte. Das heutige Rätsel der Sphinx ist einer seltenen Beratungspartie aus den 1980er Jahren gewidmet, und wer weiß, vielleicht sind Nostalgiker die schlechtesten Menschen nicht. Nun, Wanderer, der du die Zukunft bereist, mit welcher tückisch-schönen Opferkombination gewann die Schar der weißen Kollegen gegen die schwarze?



SCHACH-SPHINX/06116: Gespenst der Sprachlosigkeit (SB)

Beratungspartie
Lübeck 1988

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Tja, clever war die junge Ungarin, als sie ihre Dame mit 1...De4-d4! entfesselte, denn nun verbot sich 2.Dh3xe3? wegen 2...Tf8-f1+! Und nach 2.Ta1-c1 setzte sie der Partie mit 2...Se3-g4! ein Ende.


Erstveröffentlichung am 27. Februar 2004

19. Februar 2017


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