Das Mäzenatentum in Deutschland glich lange einem steilen Abhang. Der Sturz in die Tiefe drohte immer, hinaufsteigen wollten jedoch die wenigsten. Kein Wunder, daß - von rühmlichen Ausnahmen abgesehen - Turniere mit hoher Elo-Zahl zu den Raritäten gehörten. Einer, der sich mit besonderem Eifer um die Belebung des deutschen Schachs bemühte, war der Kölner Wilfried Hilgert, der beispielsweise seinem Schützling Robert Hübner die Kandidatenturniere Ende der 70er Jahre finanziert hatte. Als Kölner Kulturmensch richtete sich sein Engagement freilich nicht nur auf die Förderung einzelner Personen. Auch die Schachgesellschaft Porz kam 1982 in den Genuß, ein "Vereinsturnier mit prominenten Gästen" der Kategorie 9 bekanntgeben zu dürfen. Schillernde Namen wie Tony Miles aus England oder Ex-Weltmeister Michael Tal standen zuletzt auf der Teilnehmerliste. Beide Großmeister sollten seinerzeit mit 8,5 Punkten aus elf Partien als Co-Sieger aus dem Turnier gehen. Die besondere Bedeutung des von Hilgert finanzierten Wettkampfs lag in der Pionierleistung. In den 70er Jahren war Deutschland mehr oder weniger Entwicklungsland in Sachen Land. Das Interesse in der fußballverwöhnten Bevölkerung ging gegen Null. Erst Hübners Einstieg ins Kandidatenkarussell und die damit einsetzende Medienaktivität entzündeten den Funken. Um so wichtiger war es in den 80er Jahren, das eben erwachte Interesse mit aufsehenerregenden Turnieren am Leben zu erhalten. Dafür gebührt Herrn Hilgert, mag man in Fachkreisen auch geteilter Meinung über seine Öffentlichkeitsarbeit gewesen sein, höchster Dank. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus dem Prominententurnier in Köln. Meister Hort hatte mit den weißen Steinen dem späteren Turniersieger Miles eine entsetzliche Schlappe beschert. Dazu bedurfte es nur noch einer kleinen taktischen Idee, Wanderer.
Hort - Miles
Köln 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der indonesische Jungmeister Adianto sah, daß er eine Figur
zurückgeben mußte, wollte aber selbst bestimmen, um welche es sich
handeln sollte. Mit 1.Tf1xf6! bot er eine weitere an, die jedoch wegen
1...Se8xf6 2.Td8xf8+ Kh8-g7 3.Tf8-f7+ vergiftet war. Seinem
isländischen Kontrahenten blieb daher nichts anderes übrig, als sich
nach 1...Tf8-g8 2.Tf6-c6! Dc7xd8 3.Dg3xe5+ Se8-g7 4.Sc8-d6 Tg8-f8
5.a4xb5 Dd8-e7 6.De5-d4 - 6.De5xe7?? Ta8-a1+ - 6...Tf8-f6 7.h2-h3 g5-
g4 8.Sd6-c8 Sg7-f5 9.Sc8xe7 Sf5xd4 10.Tc6xf6 g4-g3 11.b5-b6 geschlagen
zu geben.
Erstveröffentlichung am 12. Dezember 2003
03. Dezember 2016
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