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SCHACH-SPHINX/05911: Skandal von 1985 (SB)


Nie zuvor in der Geschichte der Weltmeisterschaftskämpfe hat es einen solchen Eklat gegeben wie 1985 in Moskau. Beim Stande von 5:3 hatte Anatoli Karpow im Schulterschluß mit dem damaligen FIDE-Präsidenten Campomanes, dem "philippinischen Haifisch", den Wettkampf abbrechen lassen und trotzdem den Titel behalten dürfen. Opfer dieser Verschwörung war Garry Kasparow, der einen weiteren Anlauf nehmen mußte, um sich dann später verdientermaßen auf den Thron setzen zu können. Vor der Presse machte Karpow unschuldige Miene und beteuerte, daß Campomanes ausdrücklich gegen seinen Willen gehandelt habe. Daß Karpow zu diesem Zeitpunkt sichtlich am Ende seiner Kräfte und Nerven war, daß er müde, verbraucht und einem Zusammenbruch nahe war, selbst mit Scheuklappen hätte jeder das sehen können. Kasparow war einfach überrumpelt worden - Intrigenspiel der FIDE, die an ihrer Galionsfigur Karpow festhalten wollte? 48 Partien waren bis dahin zwischen beiden gespielt worden, wovon 40 mit Remis endeten. Es war neben der Ungeheuerlichkeit des Abbruchs der mit Abstand strapaziöseste Wettkampf, der je ausgetragen wurde. Erinnerungen schmecken immer etwas fade wie aus zweiter Hand, und doch, der korrupte Moloch der Weltschachorganisation hatte einmal mehr bewiesen, daß selbst das Schachspiel nur eine Figur auf dem Brett ganz anderer Interessen war. Bedauerlich für alle Freunde dieser edlen Kunst. Nach diesem Ausflug in die Dunkelseiten organisatorischer Verbandsmachenschaften wieder zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zur Partie zwischen Reshevsky und Grigoriew. Weiß hatte eine bilderbuchmäßige Angriffsstellung herbeigeführt und wartete nun mit einem nicht minder salonfähigen Finale auf. Also, Wanderer, wie gewann Reshevsky im Hauruck-Verfahren?



SCHACH-SPHINX/05911: Skandal von 1985 (SB)

Reshevsky - Grigoriew
Chicago 1934

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Karpow ließ sich nicht bange machen vom möglichen schwarzen Gegenspiel und setzte unbeirrt mit 1.f3-f4! fort, und richtig, nach 1...Tc8-c1+ 2.Kg1-f2 Tc1-c2+ 3.Kf2-e3 Lg6-e4 - 3...Td6-e6+ 4.Te7xe6 f7xe6 5.Tb7xb6 Tc2xb2 6.Tb6xe6 - 4.Te7xf7 Td6-g6 5.g4-g5 Kg8-h7 6.Tf7-e7 Tc2xb2 7.Lb5- e8 Tb2-b3+ 8.Ke3-e2 Tb3-b2+ 9.Ke2-e1 Tg6-d6 10.Te7xg7+ Kh7-h8 11.Tg7- e7 blieb Uhlmann nur noch die Aufgabe.


Erstveröffentlichung am 10. August 2003

28. Juli 2016


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