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SCHACH-SPHINX/05405: Jeder Geiz hat seinen Preis (SB)


Wer hat das Gerücht in die Welt gestreut, daß man bei einer Schachpartie Figuren schlagen müßte? Zwar ist es eine rare Seltenheit, wenn eine Partie ohne Schlagabtausch beendet wird, aber dergleichen Fälle gibt es durchaus. Die Schachtheorie lehrt jedoch, daß beim Kampf um das Zentrum, diesem heiligen Geflecht und Gral in der Mitte des Brettes, nur durch Abtauschoperationen ein Gleichgewicht der Kräfte sichergestellt werden könne, doch in einigen Varianten gehört es zur Fingerübung, das Zentrum abzuschotten und auf beengtem Raum zunächst einmal verwickelte Manöver auszuführen, ehe in einem bestimmten Gebiet die Feindseligkeiten eröffnet werden. Man spricht dann von geschlossenen Partien, und das zu Recht, denn es bedarf in der Tat eines Dosenöffners, um solche verschachtelten Partiestellungen wieder einigermaßen beweglich zu machen. Ein Beispiel für eine ganz andere Herangehensweise liefert die Partie zwischen den beiden Schachmeistern Permi und Herrera, die auf der Schacholympiade in Haifa 1976 ausgetragen wurde. Freund Herrera hatte es mit den schwarzen Steinen tunlichst darauf angelegt, weder Bauer noch Offizier zu tauschen. Offenbar hing er wie ein Geizhals an seinem Material und wollte alles auf dem Brett behalten. Sehen wir uns die Partie dazu an. Zuletzt verlor er, weil er etwas zu verbissen daran gearbeitet hatte, keine Figur zu schlagen oder schlagen zu lassen: 1.e2-e4 e7-e6 2.d2-d3 d7-d5 3.Sb1-d2 d5-d4 4.Sg1-f3 c7-c5 5.g2-g3 Sg8-e7 6.Lf1-g2 Sb8-c6 7.0-0 Se7- g6 8.Sd2-c4 e6-e5 9.h2-h4 Lc8-g4 10.Dd1-d2 h7-h6 11.Sf3-h2 Lg4-d7 12.h4-h5 Sg6-e7 13.Sc4-d6# So haarig muß es nun wirklich nicht zugehen. Jeder Geiz hat seinen Preis. Da verlief die Partie zwischen Hug und Kortschnoj etwas turbulenter. Der Schweizer Meister Hug hatte mit den weißen Steinen gegen den für die Schweiz spielenden Exil- Russen Kortschnoj nun mit 1.Sc3-e4? Sf6xe4 2.Lg5xe7 Tc8xc1 3.Tf1xc1 Db6xf2+ 4.Kg1-h1 eine waghalsige Kombination ins Gefecht geschickt, weil er von der Hoffnung geblendet war, durch den doppelten Angriff auf den Springer auf e4 und den schwarzen Turm auf d8 Vorteil erwirtschaften zu können. Kannst du erkennen, Wanderer, welchem Irrtum Meister Hug aufgesessen war?



SCHACH-SPHINX/05405: Jeder Geiz hat seinen Preis (SB)

Hug - Kortschnoj
Schweiz 1978

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Najdorf hatte nach 1...a3-a2 2.Tg4-g1 das Allereinfachste übersehen, nämlich daß Petrosjan mit 2...Tg8xg7! leicht gewinnt, denn nach 3.Tg1- a1 verhindert 3...Tg7-g2!, daß der weiße König an den schwarzen Freibauern herankommt: 4.Kd3-c3 Kb5-a4


Erstveröffentlichung am 29. März 2002

06. März 2015


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