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SCHACH-SPHINX/05383: Schnittpunkte einer kontroversen Diskussion (SB)


Die Frage nach den Bedingungen, die vom alten zum neuen und damit europäische Maßstäbe setzenden Schachspiel führten, ist immer schon kontrovers diskutiert worden. Verschiedenste Theorien beanspruchen auf diesem Feld für sich, dem Wahrheitsgehalt bestmöglichst nahe zu kommen. Ob man nun kulturumwälzende oder innere, dem Schachspiel selbst entströmende Beweggründe für diese Zäsur annimmt, einer Meinung ist man sich unter den Fachleuten zumindest in der Frage des Zeitraums für diesen Wandel. Von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an dürfte mit immer stärker werdendem Wellenschlag das 'Sturmschach' die europäischen Lande - mit zeitlichen Abstrichen natürlich - überschwemmt haben. Der große Schachhistoriker des 19. Jahrhunderts, Thassilo von Heydebrandt und der Lasa, schrieb dazu: "Über die Umstände, unter denen sich der Abgang vom alten Spiel vollzog, und ob die Erweiterung für die Dame und die Läufer gleichzeitig Aufnahme fand, darüber gebricht es uns an Nachrichten. Auch findet man nirgends eine bestimmte Äußerung, daß man gerade zu jenen Zeiten mit den alten Normen besonders unzufrieden war. Anzeichen des Vorhandenseins einer gewissen Mißstimmung haben wir allerdings schon früher wahrgenommen, als die ganze Partie aufhörte, geschätzt zu werden. Damals trat aber das Interesse für die Probleme in den Vordergrund, und das Wesen des Spieles an sich blieb noch unberührt. Unterstützt wurde die damalige Geneigtheit für eine Änderung vermutlich durch das allgemeine Streben, welches gegen 1500 die christliche Bevölkerung erfaßte und zu Entdeckungen, sowie später zu religiösen Bewegungen antrieb. Eine so gewaltige Aufregung hat wohl zugleich auch eine starke Wirkung auf die geselligen Unterhaltungen ausgeübt, zu denen das Schach mitgehörte. Die Neuerung war aber doch sehr durchgreifend und mußte zugleich den Charakter der Beschäftigung mit dem Spiele ändern, da sie ihn von den kurzen Aufgaben zur umfassenden Partie zurückleitete, was man noch dazu im wesentlichen innerhalb ziemlich kurzer Zeit vollbracht haben muss. Man darf indes doch wohl annehmen, daß die Erweiterung des Spieles zum 'Sturmschach' einen intellektuellen Fortschritt bildete." Soweit von der Lasa, aber nun zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zu einer hübschen Gewinnpartie des deutschen Meisters Carl Ahues, der mit den schwarzen Steinen dem drohenden Matt seines Kontrahenten Nedelsky mit einer eigenen schlagenden Mattkombination zuvorkam. Nun, Wanderer, wie setzte Ahues dem Treiben ein Ende?



SCHACH-SPHINX/05383: Schnittpunkte einer kontroversen Diskussion (SB)

Nedelsky - Ahues
Fernpartie 1935

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der schwarze König des englischen Meisters Nigel Short stand auf verlorenem Posten, und als Maja Tschiburdanidse mit 1.Dd8-d2+ - nicht aber 1.Dd8-b6+ De5-b5+! - 1...Kb4-a3 2.Tb1xb2! die Schlußpointe setzte, gab Short ganz 'shorty' auf, denn nach 2...De5xb2 wäre 3.Dd2- a5# gefolgt.


Erstveröffentlichung am 08. März 2002

12. Februar 2015


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