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SCHACH-SPHINX/05346: Trojanische Legenden (SB)


Legenden sind im Grunde dazu da, greise Häupter zu schmücken. Ist dies einmal getan, so erinnert sich hinterher niemand mehr so recht an die Kahlköpfigkeit. So ähnlich haben im Mittelalter die Schachhistoriker und jene, die sich im Sinne der Scharlatane so zu nennen pflegten, versucht, die Wurzeln des Schachspiels von Indien weg in die alte Erde der europäischen Antike zu verlegen. Geglückt ist ihnen diese Mogelei nicht, aber herausgekommen sind dabei eine Handvoll zuweilen durchaus heiterkeitserregender Geschichten, die an Absurdität dem Anekdötischen um kein Jota nachstehen. So ging beispielsweise die Mär in jenen Kreisen grauer Altertumsforscher um, zu Zeiten der trojanischen Belagerung sei das Schachspiel von einem gewissen Griechen namens Palamedes erfunden worden, um seine vor Müßiggang und Verdruß sich zu Tode langweilenden Kampfgenossen ein wenig mit Kurzweil aufzuheitern. Dieser Eckpfeiler der Schachgeschichte hielt den kritischen Nachforschungen natürlich keinen Augenblick stand. Weder lassen sich bei Homer Rudimente einer solchen trojanischen Schachgeburt finden, noch nehmen spätere Historiker in irgendeiner Weise Bezug auf ein Schachtreiben unter den frühen Griechen. Überhaupt ist die Antike spurlos leer von jeglichem Schachgedanken. Dennoch hätte das Schachspiel dem Ränkebold Odysseus vor den Mauern Trojas sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Vielleicht wäre er dann ein wenig früher auf die Idee mit dem legendären Pferdchen gekommen. Einen guten Einfall, um die schwarze Königsstellung zu knacken, hatte auch unser Schachfreund Ortega im heutigen Rätsel der Sphinx. Also, Wanderer, lüfte das Geheimnis!



SCHACH-SPHINX/05346: Trojanische Legenden (SB)

Ortega - Valdes
Kuba 1965

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der weiße König Iwantschuks konnte sich hinter den schwarzen Bauern vor dem Zorn der Karpowschen Dame nicht verstecken, die diesen mit 1...Dg1-c5+! - 1...Dg1-c1+ 2.Le5-b2 - aus dem Unterschlupf scheuchte und dann zur Strecke brachte: 2.Ka3-b2 Dc5-f2+ 3.Kb2-b1 - 3.Kb2-a3 Df2- a2# - 3...Df2-c2+ 4.Kb1-a1 Dc2-a2#


Erstveröffentlichung am 01. Februar 2002

06. Januar 2015





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