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SCHACH-SPHINX/04924: Menschheit auf dem Abstellgleis (SB)


1989 hatte Garry Kasparow noch das Vergnügen, den Vorgänger von Deep Blue, Deep Thought, mit einem Achselzucken an die Wand zu spielen. Der Großcomputer der Carnegie-Mellon-Universität von Pittsburgh brachte es seinerzeit immerhin auf 700.000 Positionen, die er in einer Sekunde durchrechnete. Für heutige Vergleiche ein Zwerg war Deep Thought damals ein Meisterwerk der Computertechnik, doch nicht meisterlich genug, um den Mann aus Baku in Verlegenheit zu bringen. Pretentiös waren beide Partien nicht, die in der New Yorker Kunstakademie gespielt wurden. Sie zeichneten jedoch den Weg der Forschung vor, und kaum ein Jahrzehnt später sollte Kasparow gegen das erweiterte Nachfolgemodell von Deep Thought den kürzeren ziehen. Gegen ein Heer von Wissenschaftlern und Computerfachleuten und der verstärkten Zusammenarbeit mit angesehenen Schachgroßmeistern hatte Kasparow den unaustilgbaren Nachteil, daß er alleine stritt. Hinter Deep Blue standen jahrzehntelange Forschungsarbeit und Hunderte von genialen Köpfen. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll jedoch der Mensch noch einmal zu Wort kommen. In der ersten Wettkampfpartie zeigten sich noch gravierende Mängel bei Deep Thought. Die Fixierung auf kombinatorische Rechenfolgen hatte ihn stumpf gemacht gegen die feineren positionellen Gesetze einer Partie. Nachdem Deep Thought die 'tiefen Gedanken' ausgegangen waren, konnte Kasparow seine Stellung Zug um Zug verstärken. Also, Wanderer, wie konnte der Mensch Kasparow seinerzeit den Schlußangriff mit den schwarzen Steinen einleiten?



SCHACH-SPHINX/04924: Menschheit auf dem Abstellgleis (SB)

Deep Thought - Kasparow
New York 1989

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nach einem klassischen Vorbild, dem Grundreihenmatt, spielte Rainer Knaak auf 1...Dh1-h2? 2.Dd3-e2! Der Abtausch der Damen war erzwungen, da 2...Te8xe2?? an 3.Td1-d8+ und Matt im nächsten Zug scheiterte. Nach 2...Dh2xe2+ 3.Sg1xe2 Lg3-e5 4.b2-b4 b7-b5 5.Td1-d7 Te8-a8 6.Se2-d4 gab der Amerikaner Christiansen das hoffnungslos gewordene Endspiel auf.


Erstveröffentlichung am 01. Mai 2001

10. November 2013





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