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SCHACH-SPHINX/04752: Liebe auf dem Prüfstand (SB)


Der unschuldigste Vorwand, um die Dame seines Herzens aufzusuchen, war im Mittelalter sicherlich das Schachspiel. Mit dem Brett unterm Arm öffnete sich dem Galan jede Haustür. Zumindest haben es die Minnesänger so überliefert, wenn man ihren gesungenen Geschichten über Tristan und Isolde oder Lancelot und Ginevra Glauben schenken darf. Die Sänger selbst, die von Hof zu Hof zogen, um ihre Kunst darzubieten, hatten ebenfalls ein Schachbrett mit schöngeschnitzten Figuren bei sich. Wenn die Stimme einmal vor Heiserkeit versagte, konnte der Künstler immer noch mit seiner Geschicklichkeit im Mattsetzen den Monarchen bei Laune halten und für unterhaltsame Stunden sorgen. Nicht von ungefähr zählte neben dem Umgang mit Waffen und gewandter Rede auch die Kunst des Königlichen Spiels zu den Tugenden, die bei den Rittersleuten gerngesehen waren, und das nicht nur, um die Zuneigung der Hofdame auf die Probe zu stellen, sondern weil im Schach des Mittelalters die noble Gesinnung am kräftigsten zum Vorschein trat. Im heutigen Rätsel der Sphinx zeigte auch Meister Kindermann, daß er das geistige Schwert zu führen wußte. Gegen seinen rumänischen Kontrahenten Foisor bestand er den Test aufs vorzüglichste. Also, Wanderer, mit welchem Stoß gewann Kindermann als Anziehender spielend leicht und tugendsam?



SCHACH-SPHINX/04752: Liebe auf dem Prüfstand (SB)

Kindermann - Foisor
Luzern 1982

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Was nützt ein Berg von Schuppen, der von den Augen fällt, wenn die Einsicht zu spät kommt. Als Wolfgang Schmidt seinen Zug 100...f3-f2?? ausgeführt hatte und sich nach 101.Te8-e4+! Kf4-f3 102.Te4-f4+ in den Klauen eines ewigen Schachs sah - er durfte den Turm nicht nehmen, sonst wäre der schwarze König patt -, da verließ er mit hängenden Schultern resigniert den Spielsaal und wollte nach 16stündigem vergeblichen Marathon nur noch schlafen.


Erstveröffentlichung am 06. März 2001

22. Mai 2013





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