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SCHACH-SPHINX/04669: Nichts weiter als Geisterbeschwörer (SB)


Das Evans-Gambit hatte das 19. Jahrhundert mit seinem Glanz wie kaum eine andere Eröffnung überstrahlt. Jeder, der sich als Angriffsspieler empfand, griff zu diesem italienischen Degen. Ersonnen hatte es 1824 der englischen Schiffskapitän W.D. Evans. Zu höchsten Ehren geführt wurde es von Morphy, Anderssen und einer bis auf den heutigen Tag ungebrochenen Phalanx von Kombinationskünstlern. Selbst Kasparow konnte der Versuchung nicht widerstehen und wandte es in einer Partie gegen Anand an. Versuche, es zu widerlegen, hatte es immer wieder gegeben. Dann schwieg das Evans-Gambit für einige Jahre, bis wieder ein mutiger Gambitritter es schärfte und zu seiner Lanze machte. Die Faszination für das Evans-Gambit ging sogar so weit, daß eine Gruppe von Schachmeistern unter der Wortführerschaft von Kolisch in Wien Ende des 19. Jahrhunderts eine spiritistische Sitzung einberief, um den Geist des französischen Meisters Charles Labourdonnais um Rat zu fragen. Doch das aus seiner Gruft erweckte Gespenst war offenbar nicht willens, Geheimnisse preizugeben und so mußten die Herren Geisterbeschwörer ihre Hirne selbst anstrengen für die Beantwortung der Frage, ob das Evans-Gambit zu widerlegen sei oder nicht. Morphy jedenfalls kam auch ganz gut ohne jenseitige Anleitung aus. Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte sein Kontrahent Schulten zuletzt 1...Lf6-g7 und ermöglichte Morphy auf diese Weise einen netten kleinen Abschluß. Also, Wanderer, in zwei Zügen ist Matt.



SCHACH-SPHINX/04669: Nichts weiter als Geisterbeschwörer (SB)

Morphy - Schulten
New York 1857

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Zug 1...Sc6-e5? kitzelte Tschigorins Scharfsinn und so fand er die glänzende Gewinnkombination 2.Te1xe5! d6xe5 3.Df4xe5 Lc8xg4 4.De5-d4+ Kd8-c8 5.Lc4-e6+!! Kc8-b8 6.Sf6-d7+ Kb8-c8 7.Sd7-c5+ Kc8-b8 8.Sc5-a6+ b7xa6 9.Dd4-b4#


Erstveröffentlichung am 07. Februar 2001

28. Februar 2013





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