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SCHACH-SPHINX/04573: Kein Bedarf an Spottdrosseln? (SB)


Die neue Zeit ruft nach Heiterkeit. Überall in den Gazetten fällt das Auge des Lesers auf Karikaturen von Politikern und anderen Prominenten aus Kultur, Gesellschaft und Sport. Dem Schachfreund wird dieser Genuß allerdings in den Fachzeitschriften vorenthalten. In steifer Höflichkeit wird zwar über diesen oder jenen Großmeister lamentiert, aber kein Härchen krümmt sich unter der Peitsche, denn Kritik in deutlichen Worten zu üben ist verpönnt. Gutbürgerlich trägt man auch Widerwärtigkeiten mit Würde, schweigt, wo Spott das Geringste wäre. Woher rührt dieses noble Hinhalten der Wange? Kennt die deutsche Sprache denn keine Sticheleien etwa in der Art: 'Das Schach hättest du dir schenken können!' oder 'Er verkriecht sich wie ein Rochadekönig hinter seinen Bauern!' Der Erfindungswut wären im Grunde keine Grenzen gesetzt. Ein wenig Bissigkeit stünde der trüben Berichterstattung gut zu Gesicht. So wirkt sie oft langweilig und spießerisch-sittsam in ihren Lobeshymen. Erst Kanten und Klippen machen das geschriebene Wort doch amüsant und lesenswert. Eugène Labiche hat es um 1880 so ausgedrückt: "Ich habe mich fast ausschließlich dem Studium des Bourgeois, des Philisters, gewidmet; dieses Tier bietet zahllose Möglichkeiten: es ist unerschöpflich." Ganz so dramatisch muß es nun nicht zugehen, allein die Pointen könnten so treffsicher sein wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Weiß mit einer charmanten Gewinnkombination zu bezaubern wußte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04573: Kein Bedarf an Spottdrosseln? (SB)

Schmid - Castaldi
Gurten 1957

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Sechs Züge hätte Tarrasch ankündigen können, beginnend mit einem prächtigen Damenopfer: 1.Dh5xh7+!! Kg8xh7 2.Tf3-h3+ Kh7-g8 3.Sg4-h6+ Kg8-h8 4.Sh6-f7+ Kh8-g8 5.Th3-h8+! Sg6xh8 6.Sf7-h6#


Erstveröffentlichung am 06. Januar 2001

24. November 2012





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