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SCHACH-SPHINX/04537: Verbrauchte Geduld (SB)


Daß Schachspieler Nerven aus Drahtseil besitzen, wird allgemein anerkannt. Man erinnere sich da an die längste je gespielte Turnierpartie zwischen Thomas Ristoja und Jan-Michael Nykopp auf der offenen Finnischen Meisterschaft 1991 in Tampere. Beide Spieler hatten sich in ihre Pläne verbissen. Nuance um Nuance suchten beide einen Vorteil aus der mehr oder weniger ausgeglichenen Partie herauszuholen. Als dann das Endspiel anbrach, verloren beide wohl Kopf und Übersicht, denn erst nach insgesamt 15 Stunden Spielzeit und 300 Zügen waren beide so erschöpft, daß sie sich auf ein Remis verständigten. Man kann sicher wohlwollend unterstellen, daß Ristoja und Nykopp in der Endspielkunst nicht so bewandert waren, sonst hätten sie lange vorher erkennen können, daß nur ein grober Fehler einen Sieg erschwindelt hätte. Endspiele schreiben ihre eigenen Gesetze. Wer diese Phase der Partie nicht beherrscht, sollte seinen Gegner lieber zuvor mattsetzen. Von der Stellung der Könige hängt in der Regel ab, ob die materialschwächere Seite ein Remis halten kann oder nicht. Im heutigen Rätsel der Sphinx besaß Eduard Lasker mit den schwarzen Steinen zwar einen Mehrbauern und Qualitätsvorteil, doch sein Kontrahent Emanuel Lasker konnte dank besserer Königsstellung sogar mit nur einem Springer das Unentschieden forcieren. Viel Spaß beim Grübeln, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/04537: Verbrauchte Geduld (SB)

Em. Lasker - E. Lasker
New York 1924

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Aljechin nutzte die beengte Aufstellung der weißen Figuren nach 1.e3- e4 zu einer bezaubernden Siegeswendung: 1...Sb5-d6! 2.Tb2xb7 Tb8xb7 3.Tb1xb7 De7xb7 und nun verbot sich 4.e4xd5 wegen 4...Db7-b2! 5.Le2-d1 Sd6-e4 6.Dd2-e2 e6xd5 7.Sc2-e3 Db2-c1. Also spielte Kmoch bescheiden 4.Dd2-c1, sah jedoch nach 4...Sd6xe4 5.Sc2-e3 h4xg3 6.h2xg3 Se4xg3 7.Kg1-g2 Sg3-e4 keine Veranlassung mehr, die verlorene Partie weiterzuspielen.


Erstveröffentlichung am 25. Dezember 2000

19. Oktober 2012





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