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SCHACH-SPHINX/04271: Ins Unblutige gewendet (SB)


Es darf nicht wirklich verwundern, wenn das Schachspiel zu bestimmten Zeiten innerhalb der Geschichte menschlicher Kriege und Grausamkeiten die Träume von Frieden und Friedfertigkeit konservierte. Die Identifikationsmöglichkeiten und die Flucht in eine Welt intakter Gedanken und Geborgenheit waren in diesem Spiel immer schon schier unbegrenzt gewesen. Speziell die Zeit nach den beiden Weltkriegen, als die Landschaft Europas von schweren Stiefeln und dem Bombardement stahlgewandeter Ungeheuer zerrissen wurde, war dankbar, als mit dem Schachspiel ein Band verbrüdernder Gemeinsamkeit den fundamentalen Widersprüchen entgegengestellt werden konnte. Die Weltschachorganisation FIDE wählte schließlich mit Bedacht den Leitspruch von einer Familie, von Freunden, die sich an den geistigen Kapriolen des Kombinierens und eines unblutigen Wetteiferns erfreuten. Für eine Vielzahl von Menschen eröffnete sich im Schachspiel damit eine Sphäre der Ungezwungenheit und ein Weg, miteinander in Frieden auszukommen. Natürlich kann im Schach weder der alte Blutzwist abgearbeitet werden, noch pädagogisch auf das Ziel eines besseren Menschen hingewirkt werden. Das Schachspiel stellt vielmehr eine Reflexionsfläche für Träume dar. Es wäre leichtsinning, dies mit einer echten Tat und dem Willen zur Veränderung zu verwechseln. Doch damit genug der Predigt und zurückgekehrt zur Frage im heutigen Rätsel der Sphinx, wie der indische Großmeister Viswanathan Anand statt der nur zum Remis führenden Abwicklung 1...Ta8-a2 2.Tf2-h2 Ta2xe2 usw. den Gewinnpfad hätte betreten können, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04271: Ins Unblutige gewendet (SB)

Karpow - Anand
Wijk aan Zee 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Schlußwendung sprühte förmlich vor Farbe und Einfallsreichtum, Erzeugnisse aus der genuin sowjetischen Schachschule: 1...Df7-f5 2.Dd3- e2 Sc4-e3! und Weiß gab augenblicklich auf, denn nun führt 3.De2xd2 Df5-g4+ zum Matt, während 3.Lg5xe3 oder 3.f2xe3 Df5-b1+ nebst 4...d2- d1D den schwarzen Sieg sicherstellt. Die Absicht hinter dem Springerzug war, die e-Linie zu versperren, damit die weiße Dame keine Möglichkeit zu einem Dauerschach erhielt.


Erstveröffentlichung am 03. Oktober 2000

26. Januar 2012