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SCHACH-SPHINX/02840: Drohung mit dem Kirchenbann (SB)


Auch im alten Rußland waren Schachspieler kirchlicher Repression ausgesetzt. So verhängte die kirchliche Sammelschrift von Paissi aus dem 14. bis 15. Jahrhundert über die Liebhaber des Königlichen Spiels die Strafe, täglich 200 tiefe Verbeugungen machen zu müssen, um so "der Verführung durch den Satan" zu entgehen. Doch es gab auch noch härtere Strafen. So drohte der Klerus der Sophienkathedrale in Nowgorod allen Schachfreunden gar mit dem Kirchenbann. Erst im ausgehenden 17. Jahrhundert zeigte sich die russische Kirche konzilianter. Doch kaum ließen die Priester die Anhänger dieses Denkvergnügens in Ruhe, als sich die Obrigkeit einschaltete, die in den Schachklubs des frühen 19. Jahrhunderts subversive Bestrebungen witterte. Im heutigen Rätsel der Sphinx konnte der russische Großmeister Michail Tal freilich seine Kunst ohne staatlichen Zwang ausüben. In Rußland hatte man erkannt, daß sich das Schachspiel vorzüglich als Instrument einsetzen ließ, um die Überlegenheit des Sowjetmenschen gegenüber dem westlichen Klassenfeind zu propagieren. Tal spielte mit den schwarzen Steinen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02840: Drohung mit dem Kirchenbann (SB)

Thorbergsson - Tal
Reykjavik 1964

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der dänische Großmeister Bent Larsen durchkreuzte die Hoffnungen seines Kontrahenten Bednarski nach 1...f6-f5 mit einem grandiosen Opfer: 2.Ld2-c3!! f5xe4 - oder 2...Le7-f8 3.Te4xe8 Td8xe8 4.Df4-c4+! - 3.Df4-e5 Le7-f8 4.De5-h8+ Kg8-f7 5.Te1-f1+! - schwächer war 5.Dh8xh7+ Kf7-e6 6.Te1xe4+ Ke6-d6! - 5...Dd7-f5 - erzwungen, da Königszüge zum Matt führen - 6.Tf1xf5+ g6xf5 7.Dh8-f6+! Kf7-g8 8.Df6-g5+ Kg8-f7 9.Dg5xf5+ Kf7-g8 10.Df5-g5+ Kg8-f7 11.Dg5-f6+ Kf7-g8 12.Df6-h8+ Kg8-f7 13.Dh8xh7+ Kf7-e6 14.Dh7xe4+ Ke6-d6 15.De4xb7 Td8-d7 16.Db7xa6 Kd6-e6 17.b6-b7+ Lf8-d6 18.Da6-c4+ und Schwarz gab wegen der weißen Bauernüberlegenheit auf.


Erstveröffentlichung am 30. Juni 1999

19. April 2010