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SCHACH-SPHINX/02580: Antwort auf den alten Blutzwist (SB)


Es sollte nicht wirklich verwundern, wenn das Schachspiel zu bestimmten Zeiten innerhalb der Geschichte menschlicher Kriege und Grausamkeiten als Spiegelbild aller Innerlichkeit die Träume von Frieden und Friedfertigkeit sovieler Generationen bannen konnte. Die Identifikationsmöglichkeiten und die Flucht in eine Welt intakter Gedanken und Geborgenheit waren in diesem Spiel immer schon schier unbegrenzt gewesen. Speziell die Zeit nach den beiden Weltkriegen, als die Landschaft Europas von den schweren Stiefeln der Soldaten und dem Bombardement aus Kanonen zerrissen wurde, war dankbar dafür, als mit dem Schachspiel ein Band verbrüdernder Gemeinsamkeit den fundamantalen Widersprüche entgegengestellt werden konnte. Die Weltschachorganisation FIDE wählte schließlich mit Bedacht den Leitspruch von einer Familie, von Freunden, die sich an den geistigen Kapriolen des Kombinierens und eines unblutigen Wetteiferns erfreuen sollten. Für eine Vielzahl von Menschen eröffnete sich im Schachspiel damit eine Sphäre der Ungezwungenheit und ein Weg, wie miteinander in Frieden auszukommen sei. Natürlich kann im Schach weder der alte Blutzwist abgearbeitet werden, noch pädagogisch auf das Ziel eines besseren Menschen hingewirkt werden. Das Schachspiel stellt eine Reflexionsfläche für Träume dar. Es wäre leichtsinning, sie mit einer echten Tat und dem Willen zur Veränderung zu verwechseln. Doch damit genug der Predigt und zurückgekehrt zur Frage im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der indische Großmeister Viswanathan Anand statt der zum Remis führenden Abwicklung 1...Ta8-a2 2.Tf2-h2 Ta2xe2 usw. durchaus einen Gewinnpfad hätte betreten können, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02580: Antwort auf den alten Blutzwist (SB)

Karpow - Anand
Wijk aan Zee 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Schlußwendung sprühte förmlich vor Farbe und Einfallsreichtum, Erzeugnisse aus der genuin sowjetischen Schachschule: 1...Df7-f5 2.Dd3- e2 Sc4-e3! und Weiß gab augenblicklich auf, denn nun führt 3.De2xd2 Df5-g4+ zum Matt, während 3.Lg5xe3 oder 3.f2xe3 Df5-b1+ nebst 4...d2- d1D problemlos für Schwarz gewinnt. Die Absicht hinter dem Springerzug war, die e-Linie zu versperren, damit die weiße Dame keine Möglichkeit zu einem Dauerschach erhielt.


Erstveröffentlichung am 07. April 1999

22. Januar 2010