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KIRCHE/836: Kirchen läuten Klima-Alarmglocken (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 12. November 2009

Kirchen läuten Klima-Alarmglocken

Während die Regierungen ihre Verhandlungspositionen für die internationale Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen festzurren, hängen Kirchen in der ganzen Welt die ethische und spirituelle Dimension des Klimaschutzes "an die große Glocke".


Der UN-Gipfel in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wird vom 7. bis 18. Dezember über die Agenda für die nächste Stufe im Kampf gegen den Klimawandel entscheiden. "Dies ist die letzte Chance, die die Welt hat, die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten", sagt Alexi Barnett, Kampagnenleiterin des Scottish Catholic International Aid Fund. Sie verweist darauf, wie wichtig die kirchliche Unterstützung für einen Erfolg in Kopenhagen ist.

Deshalb hat sich ihre Organisation mit Christian Aid und der (presbyterianischen) Kirche von Schottland zusammengeschlossen, um schottische Gemeinden dazu zu bewegen, einem Aufruf des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zu folgen und ihre Glocken am Sonntag, dem 13. Dezember, zu läuten.

An diesem Sonntag während des Gipfels lädt der ÖRK die Kirchen in aller Welt ein, mit Glocken, Trommeln, Gongs oder was auch immer ihre Tradition an Kircheninstrumenten zu bieten hat, die Menschen zum Gebet und zum Handeln angesichts des Klimawandels aufzurufen.

Indem sie ihre Glocken oder andere Instrumente 350 Mal erklingen lassen, weisen die Kirchen auf die 350 Teilchen pro Million hin, die viele Wissenschaftler als Höchstwert für CO2 in der Atmosphäre empfehlen.

Gruppen wie das Open Sanctuary an der Anglikanischen Kirche in Tilba Tilba (Australien) und die lutherische Gemeinde in Sibiu (Rumänien) haben bereits ihre Teilnahme angekündigt. Manche verbinden diese Aktion mit ihren traditionellen Adventsfeiern, wie beispielsweise die Evangelisch-lutherische Epiphaniengemeinde in Hamburg, die vor ihrem Adventskonzert die Glocken läuten, 350 Trommelschläge ertönen lassen und Kinder einladen wird, Hoffnungssterne zu malen.

Da jede Gruppe ihre Aktionen um 15 Uhr Ortszeit beginnt, wird sich eine Kette von Klängen und Gebeten in einer Zeitlinie vom Südpazifik - wo der Tag beginnt und die Auswirkungen des Klimawandels bereits heute sichtbar sind - über Dänemark [1] und um den ganzen Erdball ziehen.

Glockenpolitik: Kontroverse um die Rolle der Kirche in der Gesellschaft

Schon bevor die Glocken zu läuten anfangen, haben sie bereits eine Debatte über die besondere Perspektive ausgelöst, die Christinnen und Christen in die Klimadiskussion einbringen. "In manchen Ländern kam die Frage auf, ob die Kirchen das Recht haben, ihre Glocken für etwas einzusetzen, was als politische Kampagne betrachtet werden könnte", sagt Dr. Guillermo Kerber, ÖRK-Programmreferent für Klimawandel.

"Die Unterstützer der Kampagne sehen den Schutz der Schöpfung und des Lebens sowie der Lebensgrundlage der Menschen, die vom Klimawandel bedroht sind, eher als eine ethische und spirituelle Frage, die natürlich politische Auswirkungen hat, aber weniger in parteipolitischer Hinsicht, als in Bezug auf das Gemeinwohl", fügt er hinzu.

"Wir beten, dass die Entscheidungsträger überall ihre Verantwortung ernstnehmen, die ihnen damit übertragen wurde, dass Gott den Menschen die Herrschaft über seine Geschöpfe auf der Erde anvertraut hat", sagt Dr. Mogens Lemvig Hansen. Er ist Präsident der Dänischen Lutherischen Gemeinde in Vancouver (Kanada), die ihre Glocken läuten wird.

"Die Kirchen haben eine besondere Rolle zu spielen [in dieser Diskussion] - und die Kirchenglocken auch", sagt Bill McKibben, ein bekannter Autor und Kindergottesdienstleiter in der Evangelischen Methodistischen Kirche, in einer Videobotschaft auf Youtube [2] .

"In den Vereinigten Staaten, wo ich herkomme, läuteten früher, wenn irgendwo ein Feuer ausgebrochen war, die Kirchenglocken, so dass es alle hören und kommen würden, um zu helfen. Jetzt steht wieder etwas in Flammen", so der Autor, dessen Buch The End of Nature eines der ersten war, das 1989 der breiten Öffentlichkeit die Erderwärmung erklärte.

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) haben in einem gemeinsamen Brief [3] die Kirchen Europas aufgerufen, sich zu beteiligen.

Am 13. Dezember sind auch die Teilnehmenden der UN-Konferenz eingeladen, mit der dänischen Königin und Kirchenleitenden aus der ganzen Welt eine ökumenische Andacht in der lutherischen Kathedrale Kopenhagens zu feiern.

Der Erzbischof von Canterbury Dr. Rowan Williams, geistliches Oberhaupt der Anglikanischen Kirchengemeinschaft, die rund 80 Millionen Mitglieder umfasst, wird die Predigt halten. Der Gottesdienst kann live im dänischen Fernsehen und auf der Internetseite des dänischen Rundfunks [4] mitverfolgt werden.

Weitere Informationen zu der Glockenkampagne:
http://www.bellringing350.org

ÖRK-Aktivitäten zum Gipfel in Kopenhagen:
http://www.oikoumene.org/climatechange

UN-Klimakonferenz:
http://en.cop15.dk

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.

[1] http://www.gronkirke.dk/index.php?id=370
[2] http://www.youtube.com/watch?v=_MrzVwU_7V0
[3] http://cec-kek.org/pdf/DEKlimawechsel.pdf
[4] http://www.dr.dk


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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. November 2009
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2009