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KIRCHE/684: ÖRK diskutiert auf Weltsozialforum über Alternativen für globale Finanzen (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 26.01.2009

ÖRK diskutiert auf Weltsozialforum über Alternativen für globale Finanzen


Gibt es realisierbare Alternativen zu der internationalen Finanzarchitektur, die für die gegenwärtige globale Finanz- und Wirtschaftskrise verantwortlich ist? Mitglieder einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) werden sich mit dieser Frage auf dem diesjährigen Weltsozialforum beschäftigen.

Vom 27. Januar bis 1. Februar wird in Belem, Brasilien, das neunte Weltsozialforum (WSF) stattfinden, das nach Angaben der Organisatoren circa 80'000 Vertreter/innen zivilgesellschaftlicher Organisationen aus aller Welt zusammenbringen wird. Das WSF, das unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" steht, ist das wichtigste Sprachrohr der alternativen Globalisierungsbewegung, die werteorientierte Formen internationaler Integration fördern will.

Aus einer langjährigen Tradition der kritischen Beobachtung von Entwicklungen und Konsequenzen der wirtschaftlichen Globalisierung und angesichts der jüngsten globalen Finanzkrise versuchen der ÖRK und seine am WSF teilnehmenden ökumenischen Partner, Impulse für neue Denkansätze zu geben und gangbare Wege zur Reform der globalen Finanzarchitektur vorzuschlagen.

"Aus christlicher Sicht gibt es kein System, das so heilig wäre, dass es nicht verändert werden könnte", erklärt Dr. Rogate Mshana, Programmreferent des ÖRK für Armut, Reichtum und Umwelt. Die Frage, wie die heutigen globalen Finanzen verändert werden könnten, wird Thema einer Reihe ökumenischer Workshops und Seminare im Rahmen des WSF-Programms sein (Einzelheiten siehe unter Medienkontakte weiter unten).

Wie schon bei früheren Gelegenheiten wird es eine breite Beteiligung kirchlicher und ökumenischer Organisationen am WSF geben. Ein Ökumenisches Zelt und eine Interreligiöse Kapelle sowie Workshops gehören zu den Beiträgen der Kirchen zum WSF. Ein Weltforum "Theologie und Befreiung", das sich mit der Entwicklung einer Theologie der "Nachhaltigkeit des Lebens auf der Erde" beschäftigte, fand im Vorfeld des WSF vom 21. bis 25. Januar in Belem stattfand.

Ökologische Schuld

Das diesjährige WSF findet in der Stadt Belem, dem Eingangstor zum Amazonas, statt und lenkt mit dieser Wahl des Tagungsorts die Aufmerksamkeit auf ökologische Fragen. Der ÖRK wird seinen zweiten Schwerpunkt für das WSF mit einem Beitrag zum Konzept der "ökologischen Schuld" setzen.

Ökologische Schuld ist ein zweifaches Konzept. Zum einen bezieht es sich darauf, dass der Verbrauch natürlicher Ressourcen durch die Menschen die Fähigkeit der Erde übersteigt, Rohstoffe und Energiequellen zu liefern und die menschlichen Ansprüche zu erfüllen. Indem die Menschen ökologisch gesehen über ihre Verhältnisse leben, "borgen" sie von der Natur und häufen so ökologische Schulden an.

Im engeren Sinne geht das Konzept von der Annahme aus, dass jeder Mensch von Geburt an einen gleich großen Anspruch auf die natürlichen Ressourcen der Erde hat und dass reiche Länder, die weit mehr als ihren gerechten Anteil an diesen Ressourcen - einschließlich der Erdatmosphäre - verbrauchen, riesige ökologische Schulden gegenüber armen Ländern anhäufen.

In Workshops und Seminaren werden die ökumenischen WSF-Teilnehmenden Fragen der ökologischen Gerechtigkeit und Schuld untersuchen. Sie werden sich dabei besonders mit der Rolle der Kirchen bei der Förderung ökologischer Gerechtigkeit beschäftigen und sich für die Anerkennung der ökologischen Schuld einsetzen.

Arbeit des ÖRK zur wirtschaftlichen Globalisierung:
http://www.oikoumene.org/?id=3117&L=2

Ökumenische Beteiligung am WSF 2009 (auf Portugiesisch):
http://www.ced-fsm.blogspot.com

Weltforum "Theologie und Befreiung":
http://www.wftl.org

Weltsozialforum - offizielle Webseite:
http://www.fsm2009amazonia.org.br

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 26. Januar 2009
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2009