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KIRCHE/555: Globales christliches Forum wird fortgesetzt (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 14. November 2007

"Historischer Durchbruch" - globales christliches Forum wird fortgesetzt und lädt weitere Interessierte ein


Nach viertägigen Sitzungen haben sich rund 240 führende Persönlichkeiten aus einem breiten Spektrum von Kirchen, Konfessionen und zwischenkirchlichen Organisationen aus über 70 Ländern darauf geeinigt, den sogenannten "Konsultationsprozess für ein Globales Christliches Forum" fortzusetzen. Das Forum soll eine offene Plattform für Begegnung und Dialog bieten, um gegenseitiges Verständnis zu fördern und gemeinsame Herausforderungen aufzugreifen und anzusprechen.

Als die endgültige Fassung einer "Botschaft des Globalen Christlichen Forums an unsere Brüder und Schwestern in Christus auf der ganzen Welt" gebilligt wurde, brachen die Teilnehmenden in eine spontane Lobpreisung Gottes aus. Die Sitzung bildete den Abschluss der Tagung des Forums vom 6. bis 9. November in Limuru bei Nairobi, Kenia.

Die Botschaft, eines der wenigen greifbaren Ergebnisse des Forums, bezeichnet die Veranstaltung als einen historischen Durchbruch, da die Teilnehmenden sich "so global wie nie zuvor" versammelt hätten. An der Tagung nahmen Vertreter und Vertreterinnen der historischen protestantischen Kirchen, der katholischen Kirche, der orthodoxen Kirchen, der Pfingstkirchen, der umfassenden evangelikalen Bewegung sowie anderer christlicher Kirchen, Gemeinschaften und zwischenkirchlicher Organisationen teil.

"Wir sind hoch erfreut über Entwicklung und Ergebnis dieser Tagung", sagte Pfarrer Dr. Walter Altmann, der Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). "Was vor einem Jahrzehnt innerhalb des ÖRK als eine Idee mit eher ungewissen Aussichten auf Verwirklichung entstand, ist zu einem Meilenstein auf der ökumenischen Reise geworden."

Als Verdienst des Forums ist zu werten, dass Teilnehmende erklärten, sie fühlten sich ermutigt, "vertrauten Boden zu verlassen und einander auf gemeinsamen Grund zu begegnen, wo gegenseitiges Vertrauen wachsen könnte" und wo sie "bestärkt werden könnten, miteinander zu feiern, den Dialog untereinander aufzunehmen und gemeinsam zu handeln".

Sie verständigten sich auch darauf, im Blick auf ihre Beziehungen "Versäumnisse in der Vergangenheit zu bereuen", und fühlten sich ermutigt, "ein neues Bewusstsein und Verständnis voneinander zu entwickeln und anzuerkennen, dass Gottes Gnade unter uns am Werk ist". Gleichzeitig räumten die Teilnehmenden ein, dass sie noch "unterschiedliche Auffassungen in substanziellen Fragen wie Ekklesiologie [Kirchenverständnis], Reichweite der Evangelisation und Mission haben".

Für Pfarrer Wesley Granberg-Michaelson, Generalsekretär der Reformierten Kirche in Amerika und Mitglied des Fortsetzungsausschusses des Forums im Namen des ÖRK, ist die Veranstaltung "eine Wasserscheide in der modernen Geschichte des Christentums... Gottes Heiliger Geist ist dabei, die Vorwände wegzuwischen, die Christen benutzt haben, um einander fern zu bleiben und über einander zu urteilen".

In der Botschaft verpflichten sich die Teilnehmenden, "zu wachsendem Verständnis und zunehmender Zusammenarbeit unter den Christen" beizutragen. Dazu wollen sie aufbauen "auf den Grundlagen zahlreicher ökumenischer, interkonfessioneller und anderer historischer Initiativen zur Überwindung von Spaltungen innerhalb der christlichen Familie. Wir wollen diese Bemühungen nicht ersetzen."

Nächste Schritte

In einem separaten Dokument mit dem Titel "Vorschläge für die Zukunft" formulierten die Teilnehmenden konkrete Empfehlungen im Blick auf die nächsten Schritte. Im Mittelpunkt des Forums stehen auch weiterhin "Beziehungen" und "Gespräche", während "daraus hervorgehende gemeinsame Initiativen von den beteiligten Kirchen und Organisationen ausgearbeitet werden".

Der Prozess wird auch in Zukunft auf "engagierter Beteiligung" basieren und keine "Organisation mit Mitgliedschaft" anstreben. Der "Kreis der Beteiligten" soll "erweitert und vertieft" werden, wobei "unterrepräsentierten Gruppen, einschließlich Frauen, jungen Menschen, indigenen Völkern und Menschen mit Behinderungen besonderes Augenmerk gilt".

Der Fortsetzungsausschuss des Forums, in Zukunft nur noch Ausschuss genannt, wird den Forumsprozess auf regionaler, nationaler und lokaler wie auch auf internationaler Ebene weiterführen.

Ein kleines Sekretariat - das zurzeit aus einer halbtags arbeitenden Person besteht - wird für die Folgearbeit zuständig sein und zu seiner Finanzierung werden die beteiligten Kirchen und kirchlichen Einrichtungen gebeten, finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Der Ausschuss des Forums wird sich um eine breite und nachhaltige finanzielle Grundlage für seine Arbeit bemühen.

"Der ÖRK verpflichtet sich zusammen mit anderen Partnerorganisationen, das Sekretariat des Forums wie bisher zu unterstützen", sagte der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses Walter Altmann im Hinblick auf diese Empfehlung.

Es soll eine ausführliche Evaluierung des neunjährigen Forumsprozesses vorgenommen und im Rahmen einer repräsentativen Konsultation geprüft werden. Die Konsultation wird sodann weiter über die Zukunft des Forums nachdenken. Der Ausschuss des Forums wird hinsichtlich der Ernennung eines neuen Ausschusses "den Dialog mit den in Limuru vertretenen Kirchenfamilien und Organisationen aufnehmen".

Ein bewegender Moment war, als sich die Teilnehmenden bei der Schlusssitzung zum Applaus für Hubert van Beek erhoben, den Sekretär des Fortsetzungsausschusses des Forums, der durch seinen beispiellosen Einsatz den ganzen Prozess erst ermöglicht hatte. "Es hat andere vor uns gegeben und es wird weitere nach uns geben", beantwortete er den Beifall dankend, "weil unser Ziel nicht von einzelnen Menschen abhängt, sondern in Gottes Händen liegt".


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Kommentare von Teilnehmenden auf einer Podiumsveranstaltung zum Thema "Visionen und Erwartungen im Blick auf das Forum"

"Das Globale Christliche Forum stellt uns einen neuen Tisch für den Dialog zur Verfügung und wir können sagen, dass das unser Tisch ist, nicht der der Anderen" - Pfarrer Geoff Tunnicliffe, Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Kanada.

"In unseren Überlegungen zum Thema des Forums - Unsere Pilgerreise mit Jesus Christus, dem Erlöser - müssen wir uns eingestehen, dass wir häufig noch viel tun müssen, um Versöhnung untereinander zu finden" - Pfarrer Leonid Kischkowskij, Ökumene-Beauftragter der Orthodoxen Kirche in Amerika und einer der Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in den USA (Christian Churches Together in the USA).

"Die Vision des Ökumenischen Rates der Kirchen von Ökumene geht über die bestehenden ökumenischen Strukturen, einschließlich seiner eigenen, hinaus" - Pfarrerin Dr. Robina Winbush, Presbyterianische Kirche (USA), ÖRK-Zentralausschussmitglied.

"Wir sind dankbar für diesen geschützten Ort der Begegnung, den das Globale Christliche Forum darstellt und der es uns ermöglicht, uns nicht eingeschüchtert zu fühlen von den etablierten Großkirchen und ihren Vertretern und Vertreterinnen" - Pfarrer Peter Sleebos, Vorsitzender der Versammlungen Gottes, Niederlande.

"Wir Katholiken fühlen uns der ökumenischen Bewegung zutiefst verpflichtet; wir haben einige Zeit gebraucht, aber wir sind angekommen und hoffen, als loyale Partner akzeptiert zu werden. Und ja, wir wollen Teil des Globalen Christlichen Forums sein, das wir als wesentlich betrachten" - Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Vatikan.

"Dieses Globale Christliche Forum ist eindeutig nicht das Ende, sondern ein Anfang, und die Konferenz der Sekretäre und Sekretärinnen Weltweiter Christlicher Gemeinschaften ist bereit, optimal dazu beizutragen." - Pfarrer Dr. Robert Welsh, Generalsekretär der Christlichen Kirche (Jünger Christi) und Vorsitzender der Konferenz der Sekretäre und Sekretärinnen Weltweiter Christlicher Gemeinschaften. USA.

"Wenn wir gemeinsam Mission betreiben, können wir unsere Einheit finden. Deshalb muss die christliche Mission im Konsultationsprozess für ein Globales Christliches Forum an vorderster Stelle stehen." - Kommissarin Linda Bond, Referentin für internationale Beziehungen des Internationalen Hauptquartiers der Heilsarmee und Mitglied der Konferenz der Sekretäre und Sekretärinnen Weltweiter Christlicher Gemeinschaften, Kanada.

Botschaft des Globalen Christlichen Forums an unsere Brüder und Schwestern in Christus auf der ganzen Welt (auf Englisch)
http://www.globalchristianforum.org/nairobi

Zielsetzung des Globalen Christlichen Forums (auf Englisch)
http://www.oikoumene.org/fileadmin/files/wcc-main/2007pdfs/GCF_Guiding_Statement.pdf

Weitere Geschichten und Reflexionen von der Tagung des Globalen Christlichen Forums in Limuru, Kenia:
http://www.oikoumene.org/?id=4775&L=2

Website des Globalen Christlichen Forums:
http://www.globalchristianforum.org

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. November 2007
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2007