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KIRCHE/1875: Grußbotschaft von Kardinal Marx zum islamischen Fastenmonat Ramadan (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 06.06.2016

"Die katholische Kirche bekennt sich unzweideutig zur Religionsfreiheit als einem universalen Menschenrecht"

Grußbotschaft zum islamischen Fastenmonat Ramadan


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, richtet auch in diesem Jahr eine Grußbotschaft an die Muslime in Deutschland, um ihnen zum Beginn des Fastenmonats Ramadan und zum Fest des Fastenbrechens die Segenswünsche der Bischöfe und der deutschen Katholiken zu übermitteln: "Verehrte muslimische Geschwister, Sie wissen: Wer barmherzig ist, wird auch Barmherzigkeit erfahren. So halten Sie 30 Tage lang ein Fasten zum Wohlgefallen Gottes und versammeln sich zum Gebet, um Gottes Barmherzigkeit zu gedenken. Möge er Ihre Gebete erhören und Ihnen gnädig sein! Möge er Sie und Ihre Familien in dieser Fastenzeit begleiten und Ihnen den rechten Weg zeigen! Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit und ein glückliches Fest zum Ende des Ramadan", so Kardinal Marx.

In seiner Botschaft dankt Kardinal Marx allen Helfenden in der Flüchtlingsarbeit. Der Dienst von Christen, Juden und Muslimen sei ein gemeinsames Zeichen für die Menschenfreundlichkeit Gottes. In einem zweiten Gedanken kommt Kardinal Marx auf das Zweite Vatikanische Konzil zu sprechen, in dem sich die katholische Kirche unzweideutig zur Religionsfreiheit als einem universalen Menschenrecht bekannt hat. "Sie leitet sich von der Würde des Menschen ab und muss deshalb überall beachtet werden: als Freiheit der Gläubigen der eigenen Gemeinschaft und ebenso als Freiheit der Anders- und der Nichtglaubenden. Lassen Sie mich deshalb klar sagen: Die katholische Kirche lehnt alle Forderungen populistischer Bewegungen, die die Religionsfreiheit der Muslime in Deutschland einschränken wollen, unzweideutig ab. Und mit gleicher Eindeutigkeit treten wir der Verweigerung der Religionsfreiheit für die Christen in mehrheitlich muslimischen Ländern entgegen."

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Grußbotschaft des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx zum muslimischen Fastenmonat Ramadan 2016

Der Friede sei mit Ihnen!

Liebe muslimische Schwestern und Brüder,


zum diesjährigen Fasten im Monat Ramadan und zum Fest des Fastenbrechens sende ich Ihnen im Namen der Deutschen Bischofskonferenz und aller katholischen Christen in unserem Land herzliche Segenswünsche. Der barmherzige Gott möge Ihr Fasten annehmen und Ihre Gebete erhören!

"Tröstet, tröstet mein Volk", so ruft der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes seinen Mitmenschen in unruhiger Lage zu (Jes 40,1). Auch in unserer Zeit, in einer Zeit terroristischer Gewalttaten und Kriege, ergeht an uns der Aufruf Gottes, den Opfern der Gewalt Trost zu spenden und Solidarität zu bekunden. Denn Gott wendet sich seinen Geschöpfen zu, die in Not sind. Er tröstet sein Volk und nimmt sich der Armen an. Er "ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue" (Ex 34,6).

Einer der 99 Namen Gottes in der islamischen Tradition lautet "al-Rahman", der Barmherzige. Aus dem gleichen Wortstamm wird in der hebräischen Sprache und der Bibel das Wort "Mutterschoß" abgeleitet. Mutterschoß - das ist der Ort der Fürsorge, Geborgenheit und Sicherheit. Und dies ist es, was sich so viele Menschen wünschen, die in den zurückliegenden Monaten und Jahren ihre Heimat verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Gott, der Barmherzige, will ihnen nahe sein und er ruft uns, göttliche Barmherzigkeit zu üben. Ich bin dankbar, dass so viele Menschen in Deutschland bereit sind, den Flüchtlingen, die zu uns gekommen sind, ihre helfende Hand zu reichen. Möge der barmherzige Gott all diese guten Taten vergelten! Tatsächlich geben Christen, uden und Muslime durch ihren Dienst auch gemeinsam ein Zeichen für die Menschenfreundlichkeit Gottes.

Noch einen zweiten Gedanken möchte ich ansprechen. Im Zweiten Vatikanischen Konzil vor gut 50 Jahren hat die katholische Kirche sich unzweideutig zur Religionsfreiheit als einem universalen Menschenrecht bekannt. Sie leitet sich von der Würde des Menschen ab und muss deshalb überall beachtet werden: als Freiheit der Gläubigen der eigenen Gemeinschaft und ebenso als Freiheit der Anders- und der Nichtglaubenden. Lassen Sie mich deshalb klar sagen: Die katholische Kirche lehnt alle Forderungen populistischer Bewegungen, die die Religionsfreiheit der Muslime in Deutschland einschränken wollen, unzweideutig ab. Und mit gleicher Eindeutigkeit treten wir der Verweigerung der Religionsfreiheit für die Christen in mehrheitlich muslimischen Ländern entgegen.

Verehrte muslimische Geschwister, Sie wissen: Wer barmherzig ist, wird auch Barmherzigkeit erfahren. So halten Sie 30 Tage lang ein Fasten zum Wohlgefallen Gottes und versammeln sich zum Gebet, um Gottes Barmherzigkeit zu gedenken. Möge er Ihre Gebete erhören und Ihnen gnädig sein! Möge er Sie und Ihre Familien in dieser Fastenzeit begleiten und Ihnen den rechten Weg zeigen!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit und ein glückliches Fest zum Ende des Ramadan.

Ihr

Reinhard Kardinal Marx

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 103 und 103a vom 6. Juni 2016
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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Postanschrift: Postfach 29 62, 53019 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2016

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