Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

KIRCHE/1355: Aung San Suu Kyi ruft auf ÖRK-Konsultation nach neuen Formen der Versöhnung (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 7. August 2012

Aung San Suu Kyi ruft auf ÖRK-Konsultation nach neuen Formen der Versöhnung



"Hohe Achtung für die Anderen und eine Offenheit für Einheit in Vielfalt werden die Werte Versöhnung, Frieden und Sicherheit in jeder Gesellschaft und Gemeinschaft bewahren", sagt die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gegenüber Teilnehmenden der internationalen Konsultation zum Thema "Frieden, Sicherheit und Versöhnung in Myanmar", die von der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (CCIA) des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) organisiert wurde.

Die Konferenz wurde in Zusammenarbeit mit der Asiatischen Christlichen Konferenz und dem Kirchenrat von Myanmar (MCC) veranstaltet und fand vom 2. bis 5. August im Hauptsitz des MCC in Rangun, Myanmar, statt.

Aung San Suu Kyi, die weltweit eine Symbolfigur für den Kampf der Menschen für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie ist, legte einfache, aber tiefgründige Modelle für den Aufbau von Frieden dar und tauschte sich mit den Teilnehmenden darüber aus.

"Man muss über Hass und Neid hinausgehen; erst dann kann man über Versöhnung und Frieden nachdenken. Versöhnung beginnt nicht in einer Einbahnstraße. Erst wenn Versöhnung erreicht ist, kann Frieden geschaffen und Sicherheit gewährleistet werden. In einer Gesellschaft, in der keine Versöhnung möglich ist, kann auch kein Frieden herrschen", so Suu Kyi.

Suu Kyi, eine der weltweit bekanntesten ehemaligen politischen Gefangenen, tritt nun für Versöhnung und Frieden in dem ethnisch und politisch gespaltenen Myanmar ein. Mehr als 15 Jahre lang stand sie in ihrer Heimat unter Hausarrest und wurde zuletzt im November 2010 freigelassen.

1991 wurde ihr der Friedensnobelpreis verliehen, sie konnte ihn jedoch erst im Juni dieses Jahres in Oslo entgegennehmen. Im Rahmen der Zeremonie sagte sie: "Die Tatsache, dass ich diesen Friedensnobelpreis bekomme bedeutet für mich, meinen persönlichen Einsatz für die Demokratie und die Menschenrechte über die Grenzen meines Landes hinaus auszuweiten. Er hat in meinem Herzen eine Tür geöffnet."

In ihrem Gespräch mit den Teilnehmenden der Konsultation im MCC-Hauptsitz erklärte Suu Kyi, dass es notwendig sei, in uns selbst Frieden zu finden, wenn wir um uns herum Frieden schaffen wollen. Sie sagte: "Gerechte Menschen übertreiben ihre eigene Macht nicht, sie sehen das Gute in den Anderen - und das ist für Versöhnung von grundlegender Bedeutung."


Um der Versöhnung Willen über Grenzen hinausgehen

"Wenn eine Person auf eine andere neidisch ist, wird sie diese immer hassen. Und Hass ist das gefährlichste menschliche Gefühl. Menschen, die kein Selbstvertrauen haben, versuchen bei Anderen Fehler zu finden, und bringen so Hass und andere negative Gefühle in die Beziehungen. Damit zerstören sie den Frieden und die Harmonie in einer Gemeinschaft und Nation. Man muss über Hass und Neid hinausgehen; erst dann kann man über Versöhnung und Frieden nachdenken", so Suu Kyi.

Ihr Sinn für Humor und ihre Bereitschaft, gegenüber den Mächtigen für die Wahrheit einzutreten, wurden deutlich als sie die Teilnehmenden dringend aufrief, "die Schwerpunktsetzung Ihres Programms umzukehren und die Versöhnung an erste Stelle zu stellen - und den Frieden an zweite Stelle. Und erst wenn Frieden herrscht, wird es Sicherheit geben."

Mit Blick auf das anhaltende Interesse der ökumenischen Familie für ihre Anstrengungen in den vergangenen Jahrzehnten betonte Suu Kyi, dass sie persönlich tief im Buddhismus verwurzelt sei, und brachte ihre Dankbarkeit für die Solidarität und die Gebete von Angehörigen aller Religionen zum Ausdruck.

Auf die Frage, welche Rolle die internationale Gemeinschaft mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung, die Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit eines Landes spiele, sagte Suu Kyi: "Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit können nicht voneinander getrennt werden. Die wirtschaftliche Entwicklung kann in keiner Gesellschaft Ersatz für Demokratie sein; und politische Entwicklung ist notwendig, um unter den Menschen und in den Gemeinschaften Frieden herzustellen. Die internationale Gemeinschaft spielt für die Versöhnung und die Schaffung von Frieden in jeder betroffenen Gesellschaft eine wichtige Rolle."

Die Teilnehmenden der Konsultation dankten Suu Kyi für ihre Bereitschaft, sich mit ihnen zu treffen und auszutauschen. Sie dankten ihr für ihre klaren, entschlossenen, prinzipientreuen gewaltlosen Initiativen zur Schaffung von Frieden und für ihre Liebe zu ihrem Volk, die auf einzigartige Weise Vorbild für andere Menschen in dieser konfliktären Welt seien.

An der CCIA-Konsultation, deren Ziel es war, Strategien zur Schaffung von Frieden in dem politisch und ethnisch gespaltenen Myanmar zu entwickeln, nahmen 40 Personen teil.

Als Ergebnis der Konsultation legten sie verschiedene Aktionspläne für ein weiteres ökumenisches Engagement und die Begleitung der Kirchen in ihren Antworten auf Konflikte vor und stießen damit die Beteiligung von Christen in den Bemühungen um Versöhnung und den Aufbau von Gemeinschaften des Friedens in Myanmar an.


Weitere Informationen über die ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten:
http://lists.wcc-coe.org/ct.html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,gm0x,usx,2pi3,d3o,6a92,l50s

ÖRK-Mitgliedskirchen in Myanmar (Birma):
http://lists.wcc-coe.org/ct.html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,gm0x,usx,fr20,8zw7,6a92,l50s

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 7. August 2012
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2012