Wochendruckausgabe 98 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 11.08.2018
Streit vollendet
38 Ihr habt gehört, daß da gesagt ist (2. Mose 21, 24): "Auge um
Auge, Zahn um Zahn."
39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel;
sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe,
dem biete die andere auch dar.
40 Und wenn jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem
laß auch den Mantel.
41 Und wenn dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei.
42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir
abborgen will.
43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist (3. Mose 19,18): "Du sollst
deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen."
44 Ich aber sage euch: "Liebet eure Feinde; [segnet, die euch
fluchen; tut wohl denen, die euch hassen;] bittet für die, so euch
[beleidigen und] verfolgen,
45 auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt
seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen
über Gerechte und Ungerechte.
46 Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn
haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr
Sonderliches? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
48 Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel
vollkommen ist."
(Neues Testament, Matthäus Evangelium, Kapitel 5, Vers 38-48 Von
der Feindesliebe)
"Ihr habt gehört, daß da gesagt ist (2. Mose 21,24): 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Oh, ihr kleingeistigen Dattelkernezähler mit eurer gnadenlosen Aufrichtigkeit, denn ich sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar. Wie sonst sollte ihn die Konsequenz und die Wucht deines vollen Gegenschlages überraschen, mit dem du ihm die Achtung und die Gelegenheit verschaffst, noch einmal von vorn anzufangen.
Und wenn jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel, damit er das Ungeheuer, das sich darin verbirgt, vollkommen erkennen wird und sich wünscht, lieber erfroren zu sein.
Und wenn dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei, damit er danach inständig hofft, dir nie wieder begegnen zu müssen.
Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will und tue das gründlich, damit er dir zukünftig alles schenken und geben würde, um dich nie wieder bitten zu müssen.
Ihr habt gehört, daß gesagt ist (3. Mose 19,18): 'Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.' Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; [segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen;] bittet für die, so euch [beleidigen und] verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Besser könntet ihr eure Feinde nicht treffen, um ihnen derartige Schmerzen zu bereiten, daß sie gewiß nicht mehr eure Feinde bleiben wollen. Denn euer Haß würde zu kurz greifen, um ihnen nicht ihre feindliche Gesinnung zu erhalten.
Gott läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Denn er hat euch verstoßen und zurückgelassen, auf daß ihr ihn anbetet und verehrt. Nach seinem Bilde geformt, will er euch prüfen, ob ihr gelungen seid und ihm tatsächlich gleicht.
Grausam, eigennützig, unbarmherzig und gleichgültig ist seine Ähnlichkeit mit euch doch trefflich geglückt, denn die Bahn, welche die Sonne über das Elend der Welt zieht, der Regen, der die Schmerzen und das Wehklagen der Kreaturen näßt und bedeckt wie auch das Schicksal andauernder Vergeblichkeit aller anderen Geschöpfe, aus seinen Pfützen und Sümpfen geboren und durch das Licht der Sonne erwärmt, läßt sich kaum besser begreifen. Vielleicht seid ihr jenem Auge Gottes am nächsten, mit dem er wohlwollend eure Fortschritte bei der Unterwerfung der Erde betrachtet, wie er euren Rückstand an Härte und Anpassung durch den Regen mit ihm beweint."
(aus: Helmut Barthel: Ein Zimmermann in der Wüste. Es begab sich aber vielleicht auch ... Eine heitere Exegese neutestamentarischer Begebenheiten, MA-Verlag 2016, Seite 37)
Ihre Schattenblick-Redaktion
10. August 2018
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