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EDITORIAL/029: Privilegien verpflichten (SB)


Wochendruckausgabe 29 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 04.02.2017


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick


Privilegien verpflichten

Wir haben es noch warm, sind gut genährt und machen Pläne für die Zukunft. Gemessen an dem größeren Teil der menschlichen Weltbevölkerung, die diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten nicht vollständig für sich in Anspruch nehmen kann, wäre eine derartige Bestandsaufnahme bereits als Minderheitprivileg zu bezeichnen.

Es bedarf heute keiner besonderen Aufklärung mehr darüber, daß es sich bei diesem Privileg auch um die Früchte ungerechter Verteilungs- und Verfügungsverhältnisse an Besitz und Produktionsmitteln handelt. So ist denn unser Wohlbefinden nicht nur ein unfreiwilliger Kredit der Benachteiligten, sondern bei der allgemein vorherrschenden Gleichgültigkeit auch eine Beteiligung an Raub, Gewalt und allem Elend, das damit für die übrigen Menschen verbunden ist.

Für die Schattenblickredaktion ist der Anspruch auf publizistische und journalistische Arbeit deshalb in erster Linie ein Anspruch, sich einzumischen. Wir werden Konflikte suchen, wo sie verborgen und verschleiert sind, und wir werden Konflikte anstreben, wo sie vermieden und verhindert werden, um dem Zweck der Vernebelung, an den grundlegenden Besitzständen, Unrechtsverhältnissen und Verteilungssituationen nichts ändern zu müssen, mit den Mitteln einer Zeitung kompromißlos entgegenzutreten.

Frei nach Brecht:

Was ist die Störung
des öffentlichen Friedens
gegen die Zerstörung
friedlicher Kulturen
und Zivilisationen
und die Vernichtung
vielzigtausender,
unschuldiger Leben?

Redaktion Schattenblick


3. Februar 2017


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