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GEWERKSCHAFT/1385: "Kampf aller gegen alle zerstört unseren Sozialstaat" (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 28. Juni 2016

"Kampf aller gegen alle zerstört unseren Sozialstaat" -
Doppeljubiläum: 15 Jahre ver.di - 150 Jahre Buchdruckerverband


Berlin, 28.06.2016 - Der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Bsirske, hat sich für die nachhaltige Stärkung von Arbeitnehmerrechten über eine stärkere Tarifbindung von Unternehmen, mehr Mitbestimmung und eine regulatorische Zähmung des alle Branchen betreffenden Digitalisierungsprozesses ausgesprochen: "Der wirtschaftliche Kampf aller gegen alle zerstört unseren Sozialstaat. In diesen Zustand darf Deutschland nicht wieder zurückfallen", sagte Bsirske anlässlich der Festveranstaltung zum 150-jährigen Jubiläum der Vorläufergewerkschaften und des 15-jährigen Gründungsjubiläums der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am Dienstagabend in Berlin.

"Aus Orts- und Zeitsouveränität darf kein unmenschlicher Wettbewerb werden. Wir brauchen Bauvorschriften für eine digitale Wirtschafts- und Arbeitswelt, weil diese aus den herkömmlichen Grenzen ausbricht", erklärte Bsirske. Die Ausweitung der Tarifbindung sei eine entscheidende Gerechtigkeitsfrage für die Gesellschaft, weil sie die Kernbedingungen sichere. Als Folge der nachlassenden Tarifbindung habe Deutschland heute den größten Niedriglohnsektor in Europa. Dem müsse auch mit neuen Regeln bei der Durchsetzung von Allgemeinverbindlichkeitserklärungen von abgeschlossenen Tarifverträgen entgegen gewirkt werden.

Die Geschichte von ver.di und ihren Vorläuferorganisationen zeige, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer manchmal einen längeren Atem brauchten, um bessere Lebensverhältnisse zu erkämpfen. "An der erfolgreichen Durchsetzung des gesetzlichen Mindestlohns kann man ablesen, dass sich gewerkschaftliches Engagement und Einsatz für Millionen Menschen gelohnt hat", betonte Bsirske. "Das Ziel all unserer Mitglieder war und ist es, bessere Arbeits- und Lebensverhältnisse durchzusetzen. Wenn man uns in diesem Zusammenhang als besonders kampffreudig wahrnimmt, ist das eine Auszeichnung. Gerechtigkeit steckt ver.di in den Genen", sagte Bsirske.

Die Arbeitgeber forderte Bsirske auf, der Erosion der Tarifverträge und Arbeitsbeziehungen entgegen zu wirken. Anstatt über die niedrigsten Löhne sollten die Unternehmen über mehr Innovationen, Originalität und Qualität von Produkten und Dienstleistungen konkurrieren. Stabile Verhältnisse in der Arbeitswelt nützten nicht nur den Beschäftigten, sondern auch und gerade den Unternehmen. An die Politik appellierte Bsirske in diesen Zusammenhang, nicht vor Grenzsetzungen in der Wirtschaft zurückzuschrecken: "Die Marktwirtschaft braucht Regeln, wenn sie sich sozial nennen will. Und sie braucht sie umso mehr, wenn sie sich digital nennt", sagte Bsirske.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft mit über zwei Millionen Mitgliedern kann in diesem Jahr ein Doppeljubiläum feiern. Älteste Vorläuferorganisation war der Deutsche Buchdruckerverband, der am 20. Mai 1866 gegründet wurde. Mit dem ersten reichsweiten Tarifvertrag 1873 hat der Verband Tarifgeschichte geschrieben. 2001 schlossen sich fünf deutsche Gewerkschaften zur größten freien Dienstleistungsgewerkschaft der Welt zusammen. Gründungsgewerkschaften der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft waren die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG), Deutsche Postgewerkschaft (DPG), Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), IG Medien und die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV).

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Quelle:
Presseinformation vom 28.06.2016
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Günter Isemeyer - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2016

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